Neusiedler See: Wasserzufuhr als Schutz vor Austrocknung

Der Neusiedlersee im Burgenland hat aufgrund der geringen Regenmenge und der anhaltenden Trockenheit den niedrigsten Wasserstand seit 1965 erreicht. Ohne technische Wasserzufuhr könnte der Steppensee in wenigen Jahren komplett austrocknen, sind sich Experten einig.

Lacken im Seewinkel im Burgenland sind bereits teilweise staubtrocken. Für die Tierwelt, die Natur, die Landwirtschaft, den Tourismus und das ganze Land bedeutet der Wassermangel eine Katastrophe. Am 29. Mai 2020 kündigten Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner und Christian Sailer, der Leiter der Landeswasserwirtschaft im Burgenland die Einrichtung einer Task Force-Gruppe an, um gemeinsam eine Wasserzufuhr-Lösung zu finden. Mehr über

  • Bilder und den extremen Wassermangel am Neusiedler See und im Seewinkel- hier
  • die Einrichtung einer Task Force & die optimale Lösung für eine Wasserzufuhr - hier
  • den See, der als Landschaftselement erhalten bleiben soll - hier
  • die Lacken im Seewinkel, die ohne Wasserzufuhr nicht zu erhalten sind - hier
  • Oktober 2022: Amphibienbaggern entfernen Schlamm aus dem See - hier
  • Herbst 2022: Zugvögel finden in trockenen Seewinkel-Lacken keine Nahrung - hier
  • September 2022: Experten einig über Rettung von Neusiedler See & den Lacken im Seewinkel - hier
  • das Lackensterben im Seewinkel & die BirdLife-Forderung im Juni 2022 - hier
  • Gespräche mit Ungarn am 22.7.2022 & Ausbau des Moson-Donau-Bewässerungskanals- hier
  • die Schlammabsaugung in Rust, das Schilfabbrennen und die Wasserzufuhr - hier
  • die Warnung des WWF vor einer künstlichen Wasserzuleitung im August 2022 - hier
  • die Ergebnisse der Task Force und die Rettung übers Mosoni-Donau-Wasser im März 2021 - hier
  • den Neusiedlersee und die angrenzenden Orte - hier
  • das Burgenland auf Burgenland - Aktuell

Fotos (c): Prinz, SCHNAPPEN.AT

 

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Drama für Natur, Tourismus und Landwirtschaft

"Die geringe Niederschlagsmenge ist sehr dramatisch und stellt die Region vor große Herausforderungen. Betroffen ist nicht nur der Tourismus, sondern auch die Landwirtschaft und vor allem der Naturraum", spricht der Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner über die Folgen der Trockenperiode, wie die niedrigen Grundwasserstände, den niedrigsten Wasserstand seit 1965 im Neusiedlersee und den erhöhten Wasserbedarf für die Beregnung in der Landwirtschaft.

Fotos (c): RP, AP, SCHNAPPEN.AT

 

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Kritischer Wassermangel & Lösungssuche

WasserstandNeusiedlerseeHistorischniedrigsterFotoPrinzSCHNAPPENatObwohl der Wassermangel dramatisch ist, beruhigt Landesrat Dorner: "Niedrige Wasserstände hat es am Neusiedlersee schon immer gegeben".

Baden möglich

Dorner: "Der Wassermangel bedeutet nicht, dass man nicht zum See pilgern kann und nicht baden kann. Das bedeutet nicht, dass man dem Sport, wie dem Kitesurfen und dem Segeln nicht nachkommen kann. Man kann das tun. Man kann auch Radfahren und nach wie vor das Naturerlebnis Neusiedlersee erleben".

Dorner weiter: "Aber der Wasserbedarf und die Nutzungskonflikte steigen und somit auch die Anforderungen an wasserwirtschaftliche Strategien. Und letztlich verschärft auch der Klimawandel die Situation".

Ökosystem nicht überfordern

"Wir dürfen dieses sensible Ökosystem im Raum Neusiedlersee nicht überfordern, sondern müssen es langfristig absichern. Der Neusiedlersee ist der einzige Steppensee in Österreich und wir haben wenig Erfahrung, wenn es zu einer Austrocknung kommen würde", meint Dorner.

Technische Lösungen & Task Force

MediengespraechTaskForceNeusiedlerseeFotoPrinzSCHNAPPENat"Die Wasserzufuhr wird seit Jahrzehnten im Burgenland diskutiert. Die ersten Überlegungen gab es 2003", sieht der Landesrat jetzt dringenden Handlungsbedarf und lässt unter der Leitung vom Wasserwirtschafts-Experten Christian Sailer eine Task-Force einrichten.

"Ziel ist es, mit allen Interessensgruppen, wie Naturschutz, Gemeinden, Landwirtschaft und Tourismus technische Lösungen zu finden, um eine optimale Wasserzufuhr zu erreichen", fügt Dorner hinzu.

Wasser aus Ungarn

Überlegungen, das Wasser aus der Donau und Raab in den Neusiedlersee zu bringen, ergaben sich in den vergangenen Jahren als unzweckmäßig und sind gescheitert.

"Wir sehen eine mögliche, nicht billige Variante über eine Wasserzufuhr von ungarischer Seite. Daher soll auch Ungarn Teil der Taskforce sein", so Dorner über die noch ausständigen Gespräche und Verhandlungen mit Ungarn.

Auch weitere Möglichkeiten, wie die Wasserzufuhren für den Seewinkel, die Lackensysteme, den Zicksee und für den Neusiedlersee aus der ungarischen Raab und dem Uferfiltrat der Donau in Niederösterreich sollen in der Task Force angedacht werden. Im Herbst 2020 wird der erste Zwischenbericht der Task Force vorliegen.

 

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See soll erhalten bleiben, obwohl Austrocknung "natürlich" wäre

2020WassermesslatteInRustAmNeusiedlerseeFotoPrinzSCHNAPPENatChristian Sailer, der Referatsleiter der Wasserwirtschaft im Land über die Trockenheit im Seewinkel und am Neusiedlersee: "Es gibt immer wieder Aussagen darüber, dass eine Austrocknung eigentlich dem natürlichen Verhältnis des Sees entspricht, seinen Grundzügen und seinem Charakter."

Wann würde ohne Wasserzufuhr der See austrocknen?

Sailer: "Wenn kein Niederschlag fällt und der Wasserstand weiter sinkt, könnte das in den nächsten drei bis vier Jahren passieren".

See als Landschaftselement

"Man hat sich aber in der Strategiestudie für den Neusiedlersee 2014 darauf geeinigt, dass dieser See als Landschaftselement erhalten bleiben und eine Austrocknung vermieden werden soll. Das ist der Grundzug, auf den wir aufbauen", erklärt Christian Sailer.

 

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Seewinkel: Ausgetrocknete Lacken & mögliches Bewässerungsverbot

SeewinkelSalzlackenAusgetrocknetFotoRPSCHNAPPENatVom Wassermangel ist aber nicht nur der Neusiedlersee sondern es sind auch die Lacken im Seewinkel betroffen.

So finden zum Beispiel Vögel, die vom Winterquartier tausende Kilometer weiter in ihr Brutgebiet fliegen und im Seewinkel zur Futteraufnahme halten, kaum Nahrung, weil die Lacken bereits ausgetrocknet sind.

Sofortmaßnahmen nicht geplant

Wasserschutzexperte Christian Sailer: "Es hat Ideen gegeben, dass man zum Beispiel aus dem Grundwasser Wasser nimmt und eine Befüllung durchführt. Hier gibt es Experten, die das kritisch sehen. Auch ich sehe es kritisch, weil es ein Eingriff ist. Ich glaube, wir müssen darauf achten, dass wir in diesem Bereich der Lacken den Grundwasserstand auf einem gewissen Niveau halten, damit wir diese Funktion - das Salzlackensystem ist ein sehr Sensibles - erhalten können".

Ausweichmöglichkeiten für Zugvögel

SeewinkelLackenAusgetrocknetLebensraumTiereFotoRPSCHNAPPENatSailer: "Sofortmaßnahmen wirken vielleicht auf die Vogelwelt, können sich aber negativ auf die Grundstruktur der Lacke oder des Salzstandortes auswirken".

"Wir arbeiten mit dem Nationalpark für die Rettung der Salzlacken zusammen und es gibt Überlegungen, wie wir zukünftig die Standorte, die wir noch haben reaktivieren und in einen guten Zustand bringen können. Ich glaube, die Tierwelt findet sich ihre Brutstätten und Plätze, die sie braucht".

Landwirtschaft & Bewässerungsverbot

Auch die Landwirte können bei Wassermangel ihre Felder nicht ausreichend bewässern.

Christian Sailer über die Problematik im Seewinkel, wo die Bewässerung in der Landwirtschaft automatisch gestoppt wird, wenn zuwenig Grundwasser vorhanden ist: "Wir sind der Ansicht, dass ohne eine Wasserzufuhr in die Region diese Systeme nicht erhalten werden können. Wir bewirtschaften 5.100 Brunnen, die für die Bewässerung herangezogen werden".

 

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