50 Jahre VHS Burgenland & die Erfolgsstory der Volkshochschule

1969 hat sich der Verband Burgenländischer Volkshochschulen konstituiert. 2019 wurde daher groß 50 Jahre VHS gefeiert. Ein perfekter Anlass, für die beiden Geschäftsführerinnen Christine Teuschler und ihre scheidende Kollegin, Elisabeth Deinhofer, um ausgehend von aktuellen Begebenheiten wie dem Integrationsthema SCHNAPPEN.AT einen Einblick in das Innenleben der VHS zu gewähren. Die beiden Geschäftsführerinnen im Interview mit Wilhelm Böhm (Online-Magazin SCHNAPPEN.AT):

  • Volkshochschule zum Thema Asyl & VHS - hier
  • Vom Massenasturm der Flüchtlinge bis heute - hier
  • Engagement der Kursteilnehmer - hier
  • Anteil der Österreicher beim Pflichtschulabschluss - hier
  • Österreicher und Asylanten in einem Kurs? Funktioniert - hier
  • Welche Kurse sind im Trend? - hier
  • Geschichte & Struktur der Volkshochschulen - hier


Aktuelle Themen der Burgenlaendischen Volkshochschule - hier

 

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VHS und das Thema Asyl und Integration

FotoWilhelmBoehm (6)SCHNAPPEN.AT: Wie reagiert die VHS auf politische Entwicklungen, sprich beim Thema Asyl und Integration?

Christine Teuschler: Diesbezüglich ist der Bedarf im Sprachbereich, insbesondere bei Deutsch, in den letzten Jahren enorm gestiegen. Auch wenn es hier in der Zwischenzeit wieder einen deutlichen Rückgang aufgrund der geringeren Anzahl an AsylwerberInnen im Land gibt, machen wir nach wie vor Sprachkurse speziell für diese Zielgruppe. Diese finden zu einem guten Teil finanziert über die Bedarfszuweisung in den entsprechenden Unterkünften statt. In der Regel läuft das so, dass wir Informationen von Gemeinden bekommen, wo es einen Bedarf gibt, wir machen dann vor Ort einen Einstufungstest, um das benötigte Sprachniveau zu erheben und geben dem Land Bescheid, wo und in welchen Ausmaß ein Kurs geplant ist. Nach Beendigung des Kurses schicken wir eine Rechnung über die Kurskosten an die jeweilige Gemeinde und diese bekommt die Kosten über die Bedarfszuweisung vom Land ersetzt. Dieses System funktioniert auch im Sinne der Gemeinden rasch und unbürokratisch, wobei die Gemeinden hier für die Kursräumlichkeiten sorgen, um die Kosten möglichst gering zu halten.

Bildung und Kurse im Integrationsbereich

SCHNAPPEN.AT: Wie weit arbeiten die verschiedenen Bildungseinrichtungen des Landes im Integrationsbereich zusammen?

Teuschler: Nach der großen Flüchtlingsbewegung hat das Land 2016 eine Initiative gestartet und Intensivsprachkurse über die Grundversorgung für die AsylwerberInnen gestartet und finanziert. Hier haben dann die Bildungsinstitutionen BFI, WIFI und VHS über die Burgenländische Konferenz ein gemeinsames Kurskonzept mit Deutschlernen und Orientierungswissen zum Zusammenleben in Österreich und Demokratiebildung erarbeitet. Wir haben auch gemeinsam erhoben, wie viele Kurse wo auf welchem Sprachniveau benötigt werden und die Durchführung regional aufgeteilt. Wichtig war uns hier, flächendeckend ein qualitativ gutes und gleiches Intensivangebot zu haben, daher auch das gemeinsame Konzept und die gemeinsame Vorgangsweise.

Kooperierende Institutionen & Intensivkurse

SCHNAPPEN.AT: Wie groß war hier der Bedarf und wie schauen diese Kurse aus?

Teuschler: Die drei kooperierenden Institutionen konnten in der ersten Phase 2016/17 rund 300 AsylwerberInnen in diese Intensivsprachkurse aufnehmen, wobei auch Sprachprüfungen abgelegt werden konnten. Danach fanden laufend weitere Kurse mit mindestens 9 Stunden pro Woche statt. Wie groß der Bedarf damals war, zeigt auch die Tatsache, dass 2016 allein die Volkshochschule über 1000 AsylwerberInnen in ihren Bildungsmaßnahmen hatte - sprich in den Deutschkursen, aber auch der Basisbildung und den Brückenkursen zur Vorbereitung auf den Pflichtschulabschluss mit Lesen, Schreiben, Rechnen und Politischer Bildung sowie den Lehrgängen zur Absolvierung des Pflichtschulabschlusses. In dieser Durchgängigkeit wurde und wird dies entgegen mitunter anders lautenden Pressemeldungen, sonst in keinem anderen Bundesland auf regionaler Ebene angeboten. Auch, dass alle EB-Institutionen gemeinsam für ein flächendeckendes Angebot sorgen, war und ist in dieser Form einmalig in Österreich.

SCHNAPPEN.AT: Was kann jemand der/die so einen Intensivkurs absolviert hat?

Elisabeth Deinhofer: Das kommt darauf an, was die Person schon vorher konnte. Wenn jemand nie eine Schule besucht hat, ist das natürlich weniger als bei jemanden, der/die zumindest schon einmal Englisch gelernt hat. Daher gibt es ja auch die entsprechenden Einstufungstest, um die Kurse auf den Sprach- und Bildungsbedarf hin auch abzustimmen.

Teuschler: Aber es sind in der Regel alle zumindest so weit, dass sie sich im Alltag verständigen und auch am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Wenn dann die Asylberechtigung gegeben ist, erfolgt die Finanzierung der weiteren Qualifizierung dieser Leute über das AMS oder den Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF).

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Engagement der Kursteilnehmer

FotoWilhelmBoehm (3)SCHNAPPEN.AT: Wie groß ist das persönliche Engagement der Kursteilnehmer?

Teuschler: Das ist wirklich sehr groß und zum Teil gehen diese Leute weite Strecken zu Fuß, um zum Kursort zu kommen, denn im Gegensatz zu Wien ist es im Burgenland oft schon aus geografischen Gründen problematisch die KursteilnehmerInnen an den Kursort zu bringen.

Deinhofer: Wenn nötig organisieren wir den KursteilnehmerInnen auch die Bustickets, aber auch das ist nicht so einfach, weil etwa in Ferienzeiten das Busangebot sehr reduziert ist. Es ist daher nicht einfach, die Leute zu den entsprechenden Zeiten zu den Kursen zu bringen. Auch die familiäre Situation spielt dabei eine Rolle, wie etwa Kinderbetreuung, und oft müssen wir hier auch unterstützend tätig sein und organisatorisch entsprechend flexibel agieren.

SCHNAPPEN.AT: Dieses angesprochene Engagement der Asylberechtigten entspricht nicht unbedingt dem Bild in der Öffentlichkeit?

Teuschler: Generell und bis hin zu den Sprachkursen ist die Motivation wirklich sehr, sehr groß. Wir sind bestrebt möglichst viele rasch auf das A1 Niveau zu bekommen, sprich auf ein Niveau auf dem man sich allgemein gut verständigen kann. Das ist die Basis für die weiterführenden Kurse, die dann den Einstieg in eine berufliche Ausbildung ermöglichen.

SCHNAPPEN.AT: Wie weit musste die VHS bezüglich des Asylthemas auf dem Personalsektor reagieren?

Teuschler: Ja, da waren wir insgesamt und speziell bei den Kursleiterinnen gefordert. Es war nicht einfach, rasch qualifizierte Trainer und Trainerinnen zu bekommen, aber es ist gelungen, indem wir auch auf StudentenInnen zurückgegriffen haben. Problematisch war es auch KursleiterInnen genau in der jener Region zu bekommen, wo Bedarf gegeben war.

Deinhofer: Dabei ist die Situation nicht mit jener von herkömmlichen Kursteilnehmern zu vergleichen. Normalerweise ist es ja so, dass der Kursteilnehmer allein kommt und genau weß, was er will. Und wir wissen bei der herkömmlichen Kursplanung auch wie viele TrainerInnen wir für den jeweiligen Kurs brauchen. Bei den Asylwerbern und Asylberechtigen ist es aber so, dass diese meist in Gruppen kommen und sich nur schwer verständigen können. Wir teilen dann nach Alter und Können ein, doch schon am nächsten Tag können wieder welche da sein, die auch noch in diesen Kurs wollen. Denen dann zu erklären, dass dies mitunter nicht mehr geht, ist genauso schwierig wie rasch entsprechende TrainerInnen zu finden. Denn diesen kann keine hauptberufliche Tätigkeit zugesagt werden, da man nicht weiß, wie sich der Bedarf weiter entwickelt. Somit ist das bestehende Team an TrainerInnen in der Regel voll ausgelastet. Speziell im Bereich Pflichtschulabschluss, den wir auch für AsylwerberInnen anbieten, war und ist sehr viel zu tun. Aber auch der Nachfrage bei den Sprachprüfungen müssen wir entsprechen können.

 

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Vom Massenansturm der Flüchtlinge bis heute

FotoWilhelmBoehm (9)SCHNAPPEN.AT: Wie hat sich für die VHS seit dem Massenansturm von Flüchtlingen vor ein paar Jahren bis heute entwickelt?

Teuschler: Von den Angeboten her steht sicher Deutsch als zu erlernende Sprache im Mittelpunkt. Da mussten wir schnell handeln, aber das ist jetzt voll auf Schiene und läuft sehr gut. Ausgebaut wurden auch die Brückenkurse zur Vorbereitung auf den Pflichtschulabschluss und der Pflichtschulabschluss selbst. Da gibt es nun ein großes Angebot, bei dem wir vom Europäischen Sozialfond sowie von Bund und Land unterstützt werden. Leider hat sich auch der bürokratische Aufwand sehr verstärkt. Hier muss die Sinnhaftigkeit mancher Vorgaben ganz dringend hinterfragt werden.

Deinhofer: Wir belegen alle unsere Schritte penibel, aber es werden immer mehr nicht nachvollziehbare, aber sehr zeitaufwendige Dokumentations- und Abrechnungsunterlagen verlangt, die dann ob ihrer Fülle oft von den Prüfbehörden selbst gar nicht mehr angesehen und kontrolliert werden können. Aber es kostet viel Geld, um die Kontrolle vieler sinnloser Auflagen mehr schlecht als recht aufrecht zu erhalten. Dabei haben die Volkshochschulen sicher keinen Anlass geboten, der diese enorme Steigerung an Bürokratie notwendig gemacht hätte.

Teuschler: Und das alles geschieht in einer Situation, die all unsere Ressourcen auch sonst schon voll in Anspruch nimmt.

 

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Österreicher & der Pflichtschulabschluss

FotoWilhelmBoehm (5)SCHNAPPEN.AT: Wie groß ist der Österreicheranteil beim Pflichtschulabschluss?

Teuschler: Dies ist schwer zu sagen, weil es variiert, aber in etwas dürfte es bei einem Drittel oder Viertel liegen.

Deinhofer: Erstaunlicherweise gestaltet sich gerade der Umgang mit diesen Kursteilnehmern manchmal schwieriger als mit den Geflüchteten. Sie glauben, verglichen mit einem Afghanen, der anfangs gar nichts kann, eh schon alles zu wissen. Doch in zwei Monaten schaut das schon ganz anders aus, weil sich der Afghane reinhängt und motiviert lernt, während der Österreicher etwa durch Abwesenheit glänzt und x-mal angerufen werden muss, damit er wieder erscheint.

SCHNAPPEN.AT: Ist das nicht ein erschreckend hoher Anteil an Österreichern, die den Pflichtschulabschluss nachmachen wollen oder meist müssen?

Teuschler: Ich habe mir dazu ein paar Biografien dieser TeilnehmerInnen angeschaut. Oft war es so, dass die Familien mehrmals umgezogen sind. Dadurch waren diese Kinder nicht verwurzelt und hatten keinerlei Motivation bezüglich Schule. Wenn dann noch familiäre Probleme dazu kommen, wird es ganz schwierig. Irgendwann aber kommen diese jungen Menschen so unter Druck, dass sie entweder beeinflusst durch andere oder aus sich selbst heraus den Pflichtschulabschluss machen wollen. Wenn es von sich heraus passiert, dann ist es nie zu spät, wie das Beispiel einer Teilnehmerin an einem der letzten Kurse zeigt. Diese über dreißigjährige Frau wollte nicht mehr hinnehmen, dass sie ihren Kindern in der Schule nicht helfen konnte, weil sie sich selbst beim Lesen und Schreiben schwer getan hat. Dementsprechend motiviert hat sie den Pflichtschul-abschluss geschafft und für sich somit eine neue Lebensqualität erworben. Man möchte nämlich nicht meinen, wie viele erwachsene Österreicher nicht lesen und schreiben können und versuchen das vor anderen zu verbergen oder zu überspielen.

SCHNAPPEN.AT: Wird bei uns der Pflichtschulabschluss unterbewertet?

Teuschler: Das sehe ich schon so. Man setzt diesen voraus und jeder der diesen nicht hat, wird für dumm und minder angesehen. Dabei ist es so, dass unser Schulsystem manchen Menschen gar keine Chance gibt. Umlängst erst hatten wir einen handwerklich ungemein begabten Mann, der nicht zum Pflichtschulabschluss kam, weil er in einigen Schulfächern nie positiv beurteilt wurde. Darum war es ihm auch nicht möglich eine Lehre zu machen. Sein großes Talent wurde also nie erkannt, doch er hatte den unbedingten Willen eine volle Lehre zu machen. Das führte ihn schließlich in die Volkshochschule, um den Pflichtschulabschluss nachzuholen. Es war unglaublich, mit welcher Intensität er das tat und den Abschluss auch schaffte. Und ein anderer hat nach dem Pflichtschulabschluss bei der Strabag eine Doppellehre begonnen, um diese als bester Lehrabsolvent zu beenden. Das sind auch für uns sehr schöne Erlebnisse.

 

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Österreicher & Asylanten in einem Kurs: funktioniert

FotoWilhelmBoehm (2)SCHNAPPEN.AT: Wie funktioniert ein Kurs an dem Österreicher und Asylanten teilnehmen?

Teuschler: Gott sei Dank, doch meistens sehr gut. Sie stehen nämlich alle vor der gleichen Herausforderung und so bilden sich oft über den Kurs hinausgehende Freundschaften. Für die engagierten ÖsterreicherInnen ist es manchmal sogar eine Aufwertung, wenn sie jemanden unterstützen können, weil sie der deutschen Sprache mächtig sind. Diese Durchmischung, nicht nur von der Nationalität sondern auch vom Alter her, ist uns somit ein besonderes Anliegen, weil wir sehr gute Erfahrungen damit machen.

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Kurse im Trend

SCHNAPPEN.AT: Sind gewisse Kurse zur Zeit besonders im Trend?

Teuschler: Die Kurse im Gesundheitsbereich sind immer im Trend, insbesondere Yoga ist da sehr gefragt.

Deinhofer: Und generell gut gebucht werden in Dörfern und Gemeinden auch diverse Freizeitangebote, wo sich wiederum meist Frauen zusammentun, um einen Kurs zu belegen. Immerhin sind wir in mehr als 80 Gemeinden vertreten. Insgesamt haben wir bei steigender Tendenz über 13.000 KursteilnehmerInnen im Jahr zu verzeichnen.

Computerkurse rückläufig

FotoWilhelmBoehm (8)SCHNAPPEN.AT: Wie sieht es mit den einst so beliebten Computerkursen aus?

Teuschler: Die sind stark rückläufig, da die Kinder heute mit den Computern aufwachsen. Gebucht werden diese meist von älteren Personen, die entweder noch in diese Welt einsteigen oder sich auf den neuesten Stand bringen wollen. Thematisch geht es da vermehrt um die neuen Medien wie Smartphone oder Tablet. So wie beim Pflichtschulabschluss wird es da auch immer welche geben, die etwas nachholen wollen, aber insgesamt ist das rückläufig.

Kochkurse & Kreativität

SCHNAPPEN.AT: Kann man auch noch Kochkurse belegen?

Teuschler: Natürlich. Das fällt alles in den Kreativität- bzw. Freizeitbereich, der aber generell auch zurück geht, während beruflich verwertbare Weiterbildung stark zunimmt. Konstant bleiben Sprachen bzw. Gesundheit und Bewegung. Denn Gesundheitsvorsorge ist ja auch für den Beruf wichtig. Stark im Steigen ist weiter das Nachholen von Bildungsabschlüssen, von der Pflichtschule bis hin zur Matura. Diese Kurse bzw. Lehrgänge dauern dann aber natürlich länger.

Deinhofer: Bei den Bildungsabschlüssen sind nun mehr jüngere Kursteilnehmer zu verzeichnen als früher. Heute ältere Menschen konnten in ihrer Jugend eine Ausbildung nicht abschließen, weil die soziale und finanzielle Basis im Elternhaus nicht gegeben war. Sie holen das oft im fortgeschrittenen Erwachsenenalter auch zum Zweck der Selbstbestätigung nach. Aktuell aber kommen vermehrt junge Menschen, die ihre Schulausbildung aus diversen Gründen abgebrochen haben, schon in den ersten Berufsjahren darauf, dass es doch gut wäre ihren HAK- oder HTL-Abschluss oder mittlere Reife zu machen. Sehr gefragt ist in Zeiten wie diesen auch die Lehre mit Matura, weil sich daraus ungemein viele Berufschancen ergeben. Manche Kursteilnehmer verwechseln aber unsere Kurse mit „gewöhnlichen“ Schulen, wo ihnen alles nachgereicht wird. Sie müssen erst Eigeninitiative erlernen. Aber auch für uns selber stellen sich immer wieder neue organisatorische Herausforderungen und insbesondere die neue standardisierte Zentralmatura war eine solche.

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VHS Burgenland und die Zukunft

FotoWilhelmBoehm (6)SCHNAPPEN.AT: Was werden für die VHS die kommenden Schwerpunkte sein?

Teuschler Die politische Bildung und demokratiepolitische Entwicklung zählen auf jeden Fall dazu. Wohin entwickelt sich Demokratie? Wünschen wir uns den vielzitierten „starken Mann“? Um den Menschen die Bedeutung und Wichtigkeit der Demokratie näher zu bringen, machen wir auch Landtagsführungen, damit die Leute wissen wie der parlamentarische Prozess funktioniert, in welchem Rahmen die Abgeordneten agieren, um was eigentlich die Aufgaben der Landtages sind. Auch für die zugezogenen Menschen ist das Thema Demokratieentwicklung sehr wichtig. Daher haben wir ein eigenes Kursbegleitheft mit Basisinformationen zur Demokratiebildung erarbeitet. Damit versuchen wir den Menschen unsere und die europäischen Werte näher zu bringen. Diese Inhalte fließen auch in die Deutschkurse und die Pflichtschulabschlusslehrgänge ein. Wichtig war uns hier, die Themen einfach und verständlich aufzubereiten. Es geht dabei um die Rechte und die Pflichten für alle, die hier in Österreich leben, aber auch um die Information über gesellschafts-typische Bräuche und Verhaltensweisen, die Lieblingssportarten der ÖsterreicherInnen wie Fußball und Skifahren, Musik und Tanz und vieles mehr, also alles, was so zum Alltagsleben hier in Österreich dazu gehört.

SCHNAPPEN.AT: Warum sollte jemanden der/die noch nie an einen VHS-Kurs dachte, ein solcher doch in den Sinn kommen?

Teuschler: Bildung und Lernen ist für mich ein normaler Prozess. Der Mensch ist von Natur aus neugierig und diese Neugier sollte man sich lebenslang erhalten, um ein für sich gutes Leben führen zu können. Wissen und Information sind immer von Vorteil, egal in welchen Bereichen. Und unser Angebot ist so breit gefächert, dass eigentlich für fast jeden etwas zu finden ist. Unsere Kurse verstehen sich als sinnvolle Unterstützung in der permanenten Persönlichkeitsentwicklung.

Deinhofer: Außerdem bringt die Auseinandersetzung mit anderen Kursteilnehmern, aber auch das gemeinsame Lernen sehr viel an Motivation. Zusammen geht vieles leichter, denn man lernt auch viel von den Lernmethoden anderer und dazu ist die Unterstützung durch die KursleiterInnen gegeben. Das alles kann man sich nicht übers Internet holen.

Teuschler: Immer öfter hören wir, dass wir die VHS-Inhalte vermehrt übers Internet vermitteln sollen, aber letztlich es ist nun mal so, dass online learning nie das Präsenzlernen ersetzen kann. Das Präsenzlernen hat eine ganz andere Funktion und Qualität. Daher werden wir diesen Weg auch weiter beschreiten.

Deinhofer: Überall anders ist die Gefahr der Ablenkung und des Hinausschiebens gegeben, während man in der Zeit des Kurses wirklich voll und ganz auf die Sache fokussiert ist und bei Bedarf die Lehrer fragen kann. Das spart viel Zeit und wenn man alles aufwiegt, rechnen sich die Kosten für einen VHS-Kurs allemal.

Teuschler: Und noch ein Aspekt spricht für die Teilnahme an einem VHS Kurs. Hier kann man noch Menschen treffen und kennenlernen. Unter den KursteilnehmerInnen entstehen oft Freundschaften, die ein Leben lang halten. Viele KursteilnehmerInnen treffen sich über den Kurs hinaus weiter oder besuchen gemeinsam einen anderen Kurs bei uns. Dieser gesellschaftspolitische Aspekt auch ein Treffpunkt Volkshochschule zu sein, ist in Zeiten wie diesen nicht zu unterschätzen.

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Geschichte und Struktur der Burgenländischen Volkshochschulen

FotoWilhelmBoehm (8)1969 kam es im Burgenland zu den ersten kommunalen Volkshochschulgründungen und zur Konstituierung des Landesverbandes der burgenländischer Volkshochschulen, dessen Dachverbandsaufgaben die Vertretung der Volkshochschulen nach außen und die Unterstützung der örtlichen Volkshochschulen waren.

Die Regionalstellen

Im Laufe der letzten 30 Jahre wurden Regionalstellen in Oberwart, Halbturn (später Frauenkirchen) Jennersdorf und Eisenstadt mit hauptberuflichen MitarbeiterInnen eingerichtet, in denen Bildungsprogramme für die Regionen durchgeführt werden. Nach wie vor sind in 9 Gemeinden kommunale Volkshochschulvereine tätig, die für die lokale Bildungsarbeit zuständig sind: Die VHS Mattersburg und VHS Güssing haben hauptberufliche MitarbeiterInnen mit Bezirksstellenfunktion; die VHS Neusiedl am See, VHS Oberpullendorf, VHS Rust, VHS Jennersdorf, VHS Gols, VHS Zurndorf und VHS Eisenstadt werden ehrenamtlich geführt.

Zusätzlich gibt es noch die Volkshochschulen der Burgenländischen Kroaten, der Burgenländischen Roma und der Burgenländischen Ungarn für die volksgruppenspezifische Bildungsarbeit. Gemeinsames Anliegen der VHS-Regionalstellen, der örtlichen Volkshochschulenvereinen und der Volksgruppen-volkshochschulen ist es, ein Angebot zu erstellen, das dem regionalen Bedarf entspricht.Die Burgenländischen Volkshochschulen finanzieren sich durch Basisförderungen vom Bildungsministerium und dem Land Burgenland, Kurseinnahmen und zu einem immer höher werdenden Anteil aus verschiedenen (meist EU-) Projektförderungen.

Pädagogisches Know-How

Das wichtigstes Potenzial sind die MitarbeiterInnen, die sich durch pädagogisches Know-How, Professionalität, Innovationsbereitschaft, Kreativität und Flexibilität auszeichnen.

Die Lehrenden sind Personen, die durch Beruf, außerberufliche, ehrenamtliche, künstlerische Tätigkeit oder durch charakteristische Lebensläufe spezifische Bezüge zu ihren Themen haben. Aktuell sind im Landesverband und den Voksgruppenvolkshochschulen 21 MitarbeiterInnen angestellt, 85 Personen arbeiten auf ehrenamtlicher Basis und an die 500 Personen sind als KursleiterInnen und ReferentInnen mit freien Dienstverträgen bei den Burgenländischen Volkshochschulen tätig.

13.500 Teilnehmer & 1.300 Kurse pro Jahr

Derzeit nehmen jährlich mehr als 13.500 TeilnehmerInnen an den etwa 1.300 Kursen sowie mehr als 6.000 BesucherInnen an 160 Veranstaltungen der Burgenländischen Volkshochschulen teil.

 

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