"Der kleinste Ball der Welt" fand am 28. Feburar 2025 zum ersten Mal im Cafe Hummel, dem typischen Alt-Wiener Kaffeehaus in der Josefstadt in Wien (Österreich) statt.
Im Bild: Senior-Chefin Elisabeth Hummel spaziert durch die Quadrille-Gasse.
Eröffnung, Tanzeinlage & Quadrillen
Die Idee diesen Ball zu veranstalten kam von Silvester Janiba, dem Leiter des Wiener Kabinett Orchesters, das beim ersten "kleinsten Ball der Welt" hervorragende Stimmung in das typische Alt-Wiener Kaffeehaus brachte.
Begeistert
Die Cafe Hummel-Chefin Christine Hummel war von der Idee sofort begeistert und organisierte die Tanzveranstaltung, die durch die Kaffeehausatmosphäre von ganz besonderem Charme getragen war. Kaffeehaus-Chefin Christina Hummel: "Die Tickets waren im Nu vergriffen."
Ohne Musikverstärker
Ein Ball, so wie er früher im Wiener Kaffeehaus veranstaltet wurde: Ohne elektrische Verstärker und ausschließlich mit Walzer, Polka, Schrammelmusik und mit Klängen wie zu Zeiten von Strauß und Lanner.
Mit Tanzkarte
Sogar Tanzkarten, so wie sie früher auf den Wiener Bällen üblich war, erlebten im Cafe Hummel 2025 eine Wiedergeburt.
Die Damen trugen die Namen ihrer Tanzpartner vor dem Ball ein, wobei jeder Tanz seinen eigenen Platz auf der Karte hatte. So waren die Reihenfolge und Partner klar. Beim "kleinsten Ball der Welt" konnten die Tänze sogar digital eingegeben werden.
Im Bild: Christina Hummel, die Chefin des Cafe Hummel in 1080 Wien begrüßte die Ballgäste.
Kleinster Ehrenschutz
Obwohl der "kleinste Ball der Welt" so klein war, gab es einen feierlichen Einzug des kleinsten Ehrenschutzes der Welt mit der Senior-Chefin Elisabeth Hummel und dem Bezirksvorsteher Martin Fabisch.
Ballett
Die kleinste Ballettaufführung des Tanzinstitutes "Smiling Moves" überraschte mit einer tollen Einlage, ein aktiver Taxitänzer war stets bereit mit den Damen im Raum zu tanzen und bei einer Riesen-Tombola war jedes Los ein Treffer.
90 Jahre Cafe Hummel
Christina Hummel begrüßte die etwa 80 Ballgäste im Cafe Hummel, das 2025 das 90jährige Jubiläum feiert: "Zum ersten Mal verwandelt sich dieses ehrenwerte Wiener Kaffeehaus in einen kleinen Ballsaal ganz im Stil der großen Wiener Balltradition. Es ist eine Reise in eine andere Zeit."
Mehr über
- den kleinsten Ball der Welt im Wiener Cafe Hummel
- die Entstehung des "Kleinsten Balles der Welt" - hier
- die Enstehung der Bälle und der Ballkultur in Österreich - hier
- "Darf ich bitten" - Damals und heute - hier
- den Einzug des Eröffnungskomitees (Video-Clip) - hier
- den Eröffnungswalzer beim "Kleinsten Ball der Welt" (Video-Clip) - hier
- das Wiener Kabinett-Orchester, die Tanzpaare und den tanzenden Kellner - hier
- das Wiener Kabinett-Orchester - demnächst
- das Cafe Hummel in Wien - demnächst
- einige aktuelle Balltermine im Ballkalender auf SCHNAPPEN.AT - hier
Fotos (c): Priko/SCHNAPPEN.AT
Vom "kleinsten Neujahrskonzert der Welt" zum "kleinsten Ball der Welt"
Die Idee, den "kleinsten Ball der Welt" zu veranstalten hatte das Wiener Kabinett Orchester mit dem Leiter, dem Akkordeonisten Silvester Janiba, der Violinistin Julia Kainz un der Kontrabassistin Judith Waldschütz.
Im Bild: Das Wiener Kabinett Orchester.
Der kleinste Ball der Welt
SCHNAPPEN.AT: Wie aber kam es zum "Kleinsten Ball der Welt"?
Silvester Janiba: Wir sind das kleinste Salonorchester. Zu dritt, weniger geht nicht mehr. Nachdem wir schon seit Jahren regelmäßig das kleinste Neujahrskonzert der Welt, bei dem wir das Programm der Philharmoniker spielen, in den verschiedensten Locations abhalten, entstand die Idee den kleinsten Ball der Welt zu organisieren.
SCHNAPPEN.AT: Was macht den Ball so klein?
Silvester Janiba: Er findet im Cafe Hummel im Kaffeehaus statt. Dort gibt es keinen großen Tanzsaal. Im Kaffeehaus ist es wirklich eng, es werden Tische zusammengeschoben und so entsteht Platz für eine kleine Tanzfläche. Was den Ball noch klein macht, das Wiener Kabinett Orchester spielt zu dritt, mit Geige, Kontrabass und Akkordeon.
Musik beim Ball
SCHNAPPEN.AT: Welche Musik wird beim kleinsten Ball der Welt gespielt?
Im Bild: Musiknoten der Annen-Polka.
Silvester Janiba: Wir spielen nur Walzer, Polka, Schrammelmusik und ganz ohne Verstärker. Wir spielen jene Musik, zu der um 1900 getanzt wurde.
Im Stil des Winer Kaffeehausballes
SCHNAPPEN.AT: Was ist noch so besonders beim kleinsten Ball der Welt?
Silvester Janiba: Es ist ein Ball im Stile des Wiener Kaffeehausballes und genau das soll auch der Charme sein. Auch die Tanzkarte, so wie sie früher auf Wiener Bällen unverzichtbar war, um Tanzpartner zu finden oder höflich abzulehnen, sorgt für einen geordneten Abend voller sozialer Interaktionen.
Einzug des Ehrenkomitees
Senior-Chefin Elisabeth Hummel und Martin Fabisch, der Bezirksvorstehers der Wiener Josefstadt beim Einzug.
Clip (c): Prinz/SCHNAPPEN.AT
Die Entstehung der Bälle & die Ballkultur in Österreich
SCHNAPPEN.AT: Lässt sich sagen, wie die Bälle früher waren?
Silvester Janiba: Nein. Es gibt keine Tonaufnahmen, es gibt keine Filmaufnahmen, es gibt nur Erzählungen, wie sich das angefühlt hat, weiß man nicht.
Im Bild: Die Fledermaus-Quadrille im Cafe Hummel in Wien. Foto: (c) Prinz, SCHNAPPEN.AT
Ball in jedem Wirtshaus
SCHNAPPEN.AT: Kaffeehausbälle gab es schon immer?
Silvester Janiba: In jedem Wirtshaus hat es einen Ball gegeben. Für jede Berufsgruppe gab es früher einen eigenen Ball, damit die Leute frei haben und sich treffen können. Kaffeehausbälle waren eher für die gut bürgerlichen Menschen, die einen Ball haben wollten zur Unterhaltung.
SCHNAPPEN.AT: Wo aber fand der Ball seinen Ursprung?
Silvester Janiba: Die Bälle waren eine höfische Geschichte. Höfische Bälle und höfische Feste mit Tanz gab es immer, auch im Mittelalter.
"Alles Walzer" beim "Kleinsten Ball der Welt"
Clip (c): Prinz/SCHNAPPEN.AT
"Darf ich bitten", die Aufforderung zum Tanz & die Tanzkarte
Im Bild: Tanzpaare warten auf die Quadrille
SCHNAPPEN.AT: Wie war das früher mit der Aufforderung zum Tanz? Wie war das bei Damenwahl?
Silvester Janiba: Ein Mann durfte einen Tanz nicht ablehnen. Das war nicht möglich.
SCHNAPPEN.AT: Und was hat es mit der Tanzkarte auf sich?
Anstandsdame
Silvester Janiba: Die jungen Damen und Herren konnten nie ohne Anstandsdame zusammen sein. Es gab keinen körperlichen Kontakt. So hatten sie mit der Tanzkarte die Möglichkeit, nachdem er sie um einen Tanz gebeten hat, Nähe zu finden.
Janiba weiter: Auch steckte eine soziale Kontaktanbahnung dahinter. Es war die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und ein intimes Gespräch zu führen. Die Quadrille-Tänze, wo die jungen Leute plötzlich Körperkontakt hatten, das war super. Das war so eine Gaudi.
Gesellschaftlich schicklich
Judith Waldschütz über die Tanzkarten: Tanzen war etwas in der Gesellschaft, was jeder konnte und jeder musste. Es war die einzige Möglichkeit, dass junge Damen gesellschaftlich-schicklichen Kontakt pflegen konnten.
SCHNAPPEN.AT: Was war verpönt?
Judith Waldschütz: Was aber gar nicht ging, mit ein und dem selben Mann mehr als zwei Tänze hintereinander zu tanzen. Um das organisiert und kontrolliert zu halten, gab es die Tanzkarten. So konnte die Gouvernante u.a. auch nachlesen, mit wem sich die junge Dame verabredet hat. Und wenn der Herr nicht konveniert hat, so wurde der Tanz nicht genehmigt.
Im Bild: Die Quadrille war die Möglichkeit um sich näher zu kommen.
SCHNAPPEN.AT: Ein Kontrollorgan also?
Judith Waldschütz: Ja, auch. Es war die Möglichkeit, schicklich anzubandeln und auch um die junge Dame zu kontrollieren.
Im Bild: Tanzmeisterin und Kontrabassistin Judith Waldschütz.
SCHNAPPEN.AT: Wann und wo entstand die Tanzkarte?
Judith Waldschütz: Ungefähr um 1802 sind die ersten Tanzkarten in Wien aufgekommen. Das ist eine Wiener Geschichte, es war ein Riesen-Thema. Die Tanzkarte hat sich dann von Wien aus verbreitet.
SCHNAPPEN.AT: Was, wenn die Dame nicht mit dem Herren tanzen wollte?
Silvester Janiba: Es war üblich, dass sie genau zu diesem Zeitpunkt aufs WC ging.
Verbotene Musik
SCHNAPPEN.AT: Welche Musik wurde damals gespielt?
Im Bild: Das Wiener Kabinett Orchester im Cafe Hummel in der Josefstädter Straße.
Silvester Janiba: Tango war verboten. Der Walzer war zur Maria Theresia-Zeit auch verboten, weil sie sagte, meinem Manne bin ich nur so nahe im Bette, sonst nicht. Der Wiener Walzer kommt vom Land.
SCHNAPPEN.AT: Die Musikzusammenstellung beim kleinsten Ball der Welt?
Silvester Janiba: Wir wecheseln immer zwischen Wiener Walzer, Polka, oder Polka schnell. Dann die Fledermausquadrille und am Ende der Ballveranstaltung "Brüderlein fein".
SCHNAPPEN.AT: Warum tanzt man dann die Quadrille nicht zu viert sondern in der Gasse?
Judith Waldschütz: Das ist typisch österreichisch. Weil die Fledermaus-Quadrille aber so einen Hip verursacht hat, haben die Wiener Tanzlehrer, die Quadrille von vier Tanzenden zu einer Gasse umgestellt, damit einfach viel schneller viel mehr Menschen belustigt werden konnten. In der Wiener Tanzschule wird die Quadrille im Quadrat getanzt, in der Gesellschaft hat sich die Quadrille zu einer Gasse durchgesetzt.
Tanzmeister
SCHNAPPEN.AT: Was waren die Tanzmeister?
Judith Waldschütz: Es brauchte einen Tanzmeister, einen Tanzordner, der zuständig war, dass es auf der Tanzfläche gesittet zugegangen ist. War besonders viel Andrang, musste man für einen Tanz beim Tanzmeister bezahlen.
Wiener Kabinett Orchester, Tanzpaare und der tanzend servierende Kellner
Clip (c): Prinz/SCHNAPPEN.AT
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