Burgenlands Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Astrid Eisenkopf spricht im Mai 2020 im SCHNAPPEN.AT-Interview über die Corona-Krise, die Verantwortung als Poltikerin und über Home-Office, Videokonferenzen und die Zukunft: "Es ist an der Zeit, dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und wir wichtige Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung tätigen". Mehr über
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- die Corona-Krankheitsfälle und warum es im Burgenland so wenige gibt - hier
- die Kunst Ruhe zu bewahren, den Tourismus & unbürokratische Hilfspakete - hier
- das Sport-Härtefallpaket & den Schutz des Burgenlandes - hier
- Krisenmanagement, Videokonferenzen & Hygiene- und Schutzmaßnahmen - hier
- Zukunftsinvestitionen in die Digitalisierung & die Konzentration auf das Wesentliche - hier
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Burgenlands Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Astrid Eisenkopf.
Fotos (c): Landesmedienservice Burgenland, Böhm, Prinz, SCHNAPPEN.AT
Worstcase-Szenarien und die schwerste Krise der 2. Republik
SCHNAPPEN.AT: Als Politikerin muss man ja auch irgendwie auf worstcase-Szenarien vorbereitet sein oder zumindest daran denken. Konnten sie sich etwa vor einem halben Jahr auch nur entfernt vorstellen, dass unser Land so etwas erleben wird?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Wir befinden uns derzeit in der schwersten Krise der 2. Republik: Niemand konnte vor ein paar Monaten auch nur erahnen, welche Dimensionen diese Krise annehmen wird. Im Februar wurde die Lage jedoch von Tag zu Tag ernster.
Kollaps des Gesundheitssystems
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Mir war von Anfang an bewusst, dass neben den Bundesmaßnahmen auch zielgerichtete Maßnahmen auf Landesseite notwendig sein werden. Die Gesundheit der Burgenländerinnen und Burgenländer hatte für uns immer oberste Priorität. Ein Kollaps des Gesundheitssystems hätte fatale Auswirkungen auf das ganze Land gehabt. Daher haben wir auch die notwendigen Vorkehrungen getroffen, um einen Kapazitätsengpass zu verhindern.
Vor keiner Herausforderung zurückschrecken
SCHNAPPEN.AT: Wie war es für Sie persönlich, plötzlich die Gesamtverantwortung in solch einer Krise zu haben?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Ich sehe es als meine Verantwortung als Politikerin auch in einer solchen Ausnahmesituation rund um die Uhr für die Menschen da zu sein. Genau dafür haben uns die Menschen auch bei der Wahl ihr Vertrauen geschenkt. Als Politikerin darf man vor keiner Herausforderung zurückschrecken oder versuchen der Verantwortung zu entkommen.
Burgenland ist ein Land des Miteinanders
SCHNAPPEN.AT: Wie haben sie persönlich die Osterfeiertage verbracht?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Die Osterfeiertage konnten wir heuer natürlich nicht wie gewohnt verbringen. Ich habe mit meiner Familie im kleinen Kreis das Osterfest gefeiert.
SCHNAPPEN.AT: Im Burgenland sind die wenigsten Krankheitsfälle? Warum ist das so?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Wir haben im Burgenland einerseits sehr schnell Maßnahmen gesetzt, andererseits halten die Burgenländerinnen und Burgenländer die Schutzmaßnahmen auch sehr genau ein.
Zusammenhalten & Solidarität beweisen
Die Burgenländerinnen und Burgenländer haben nämlich ganz genau erkannt worum es in dieser Krise geht und dass man jetzt zusammenhalten und Solidarität beweisen muss. Das Burgenland war schon immer ein Land des Miteinanders. Alleine wenn ich mir die freiwilligen Initiativen ansehe, wie etwa die Nachbarschaftshilfen. Es ist einfach toll, was hier von Freiwilligen auf die Füße gestellt wurde.
Ruhe bewahren & keine Panik verursachen
SCHNAPPEN.AT: Was sind die dringlichsten Aufgaben, die ein Bundesland in so einer Situation übernehmen muss?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Das Burgenland hat sehr früh reagiert, einen Koordinationsstab eingerichtet und mit der Umsetzung verschiedenster Maßnahmen begonnen. Aber es geht in solcher einer Situation auch darum, Ruhe zu bewahren und darauf zu achten keine Panik bei der Bevölkerung zu verursachen. Daher war es auch für uns im Burgenland immens wichtig, das wir sehr sorgsam mit Informationen umgehen müssen und auch die Kommunikation entsprechend beruhigend ausrichten müssen.
Wirtschaft, Arbeitgeber & Arbeitnehmer
SCHNAPPEN.AT: In welchem Ausmaß unterstützt das Land die Wirtschaft, Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Wir haben in Abstimmung mit den Sozialpartnern ein Hilfspaket geschnürt. Dieses Paket ist für die burgenländische Wirtschaft von sehr großer Bedeutung, denn diese aber auch die burgenländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stehen vor großen Herausforderungen.
Unbürokratische Hilfe
Fakt ist, dass es eine unbürokratische und schnelle Hilfe braucht. Um möglichst viele Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen benötigt es Anreize für die Unternehmerinnen und Unternehmer. Ein bundesweites Konjunkturpaket unter Einbindung der Sozialpartner muss so rasch wie möglich von der Bundesregierung geschnürt werden.
Tourismus im Burgenland wird sich erholen
SCHNAPPEN.AT: Wie wird es ihrer Meinung nach dem burgenländischen Tourismus heuer ergehen? Kommen jetzt mehr ins Burgenland?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Ich bin überzeugt davon, dass sich der heimische Tourismus nach dem Ende der Beschränkungen wieder erholen wird. Urlaub im eigenen Land kann jetzt forciert werden. Nur so können wir unsere regionale Wirtschaft und unseren Tourismus wieder ankurbeln. Das Burgenland bietet so viele schöne Seiten, ohne großartig auf viel verzichten zu müssen.
Vom Neusiedlersee bis zum Südburgenland
Das Meer können wir natürlich nicht anbieten, aber dafür eine wunderbare Naturlandschaft. Vom Neusiedlersee bis zum Südburgenland – Vom Grünen Veltliner aus dem Leithaland bis hin zum Blaufränkisch aus dem Mittelburgenland und dem Uhudler aus dem Südburgenland.
Sport-Härtefallpaket & Schutz des Landes
SCHNAPPEN.AT: Kann auch der Sport mit Unterstützung rechnen?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Ein Sport-Härtefallpaket seitens des Landes wurde bereits ausgearbeitet und steht ante portas. Für die Umsetzung muss dieses allerdings auf die Kriterien des Bundes abgestimmt werden.
Meine Verantwortung in der Ausnahmesituation
SCHNAPPEN.AT: Konnte auch im Burgenland ein Schulterschluß der politischen Kräfte verspürt werden?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Es gab von Anfang an Gespräche, Abstimmungen und Besprechungen über die Parteigrenzen hinaus. Aber für mich war immer klar, der Schutz unseres Landes und der BurgenlänerInnen steht im Vordergrund. Das sehe ich auch als meine Verantwortung in solch einer Ausnahmesituation rund um die Uhr für die Menschen da zu sein.
Krisenmanagement & klare Handlungsempfehlungen
SCHNAPPEN.AT: Ist das Krisenmanagement der Bundesregierung für sie o.k.?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Die ersten Maßnahmen wurden rasch gesetzt und sofort eins zu eins im Burgenland übernommen, da wir schnell handeln mussten. Jetzt geht es aber darum länderspezifisch langfristige Maßnahmen zu setzen und auch jene zu unterstützen, die von der Corona-Pandemie massiv betroffen sind. Da braucht es in sehr vielen Bereichen klare Handlungsempfehlungen.
Videokonferenzen & Hygienemaßnahmen
SCHNAPPEN.AT: Wie läuft die burgenländische Regierungsarbeit und auch die Parteiarbeit zur Zeit rein organisatorisch ab?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Wir haben nach wie vor viele Besprechungen und Termine auf Videokonferenzen umgestellt. Wenn persönliche Besprechungen notwendig sind, achten wir sehr genau darauf, dass die Hygiene- und Schutzmaßnahmen eingehalten werden.
"Auf dasWesentliche konzentrieren und in Digitalisierung investieren"
SCHNAPPEN.AT: Wann rechnen sie mit wieder einigermaßen "normalen" Zuständen?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Wenn die Maßnahmen weiterhin eingehalten werden, werden wir hoffentlich bald wieder zur Normalität zurückkehren können. Wichtig ist aber, dass wir alle die Verhaltensregeln befolgen, denn nur so können wir einer Ausbreitung entgegenwirken. Die Entwicklungen der Zahlen sind derzeit sehr gut, dennoch ist es derzeit schwierig Prognosen zu erstellen. Wir versuchen Schritt für Schritt wieder zur Normalität zurückzukehren. Man muss die Entwicklungen aber beobachten.
Durch Home-Office Zeit & CO2 sparen
SCHNAPPEN.AT: Welche Rolle wird Homeoffice in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft künftig spielen?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Home-Office und Videokonferenzen gehören heute zum Büroalltag. Mich würde es freuen, wenn Meetings die einen langen Anreiseweg mit sich bringen, z.B. wo man auf einen Flug angewiesen ist, dass diese Meetings weiterhin per Videokonferenz stattfinden würden. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch CO2 und unsere Umwelt wird es uns danken. Es ist an der Zeit, dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und wir wichtige Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung tätigen.
Politische Entscheidungen in Ungarn
SCHNAPPEN.AT: Was sagen sie zu den politischen Vorgängen in unserem Nachbarland Ungarn?
LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf: Nachbarn sind aufeinander angewiesen, weil natürlich die Auswirkungen der politischen Entscheidungen in Ungarn sofort für das Burgenland spürbar sind. Stichwort: Grenzkontrollen und Staus in Nickelsdorf. Ich suche, wie sonst in meiner täglichen politischen Arbeit, immer das Gespräch. Oft kann man auf einem informellen und bilateralen Weg sehr viele Problem lösen. Diese Vorgehensweise ist gerade bei grenzüberschreitenden Beziehungen extrem wichtig.
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