Anfang Juni 2021 gratulierte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig dem 100 Jahre alten, aktiven Zeitzeugen Ernst Fettner zum 100. Geburtstag. Ernst Fettner erhielt 1980 das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs und 2007 das Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien.
Regelmäßig stellt sich Fettner als Zeitzeuge zur Verfügung und erzählt Schulklassen von den Nazigräueln und wie es dazu kam. Er versucht immer ähnliche Entwicklungen in der jetztigen Zeit herauszuarbeiten und der Jugend zu erklären, was es heißt flüchten zu müssen und was Rassismus bedeutet. Mehr über
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"Was es heißt flüchten zu müssen und was Rassismus bedeutet"
"Ernst Fettner hat eine sehr schmerzhafte, aber zum Teil auch sehr erfreuliche Biographie. Die schmerzhafte liegt in unserer furchtbaren Geschichte, dass das Nazi-Regime seine Familie verfolgt hat. Er hat seinen Vater und zwei seiner Geschwister verloren, musste mit 17 Jahren nach England flüchten und ist schließlich nach Schottland gekommen. Von hier aus wollte er mitwirken, seine frühere Heimat zu befreien", so Bürgermeister Michael Ludwig, der Anfang Juni dem Jubilar im Wiener Rathaus zum 100. Geburtstag gratulierte.
Familie
Ernst Fettners Mutter verstarb an einer Grippeepidemie, als er gerade einmal fünf Jahre war. Seine ältere Schwester Waly emigrierte nach Palästina, Fettners Halbschwester Lily entkam den Nazis mit einem Kindertransport und lebt in Kanada, sein Vater und zwei seiner Halbgeschwister wurden im KZ Maly Trostinec ermordet.
Verhaftet & geflüchtet
Ernst Fettner wurde, obwohl er noch ein halbes Kind war, verhaftet, des Widerstands beschuldigt und sechs Wochen festgehalten. Im letzten Moment konnte er kurz nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland mit 17 Jahren Österreich verlassen und nach England flüchten. Er widmete sich dem Ziel an der Befreiung Österreichs von der Nazidiktatur mitzuwirken.
Englische Armee
Ernst Fettner schloss sich der englischen Armee an, kämpfte bei der Invasion der Alliierten in der Normandie und kam mit der British Army wieder zurück nach Österreich. Für seinen Einsatz erhielt er drei Medaillen der British Army. "1939 in der Emigration in England habe ich mich der freien österreichischen Bewegung ,Young Austria‘ angeschlossen", erzählt Ernst Fettner heute.
Als Journalist
Nach Ende des Krieges arbeitete Ernst Fettner als Journalist und berichtete 1968 über den "Prager Frühling und den Einmarsch der Sowjetunion.
Alte Heimat zurückgekehrt
"Unser Ziel war es, es besser zu machen", begründet Fettner, warum er in seine "alte Heimat" zurückgekehrt ist.
"Nie wieder Faschismus!"
"Es war unser Ziel, ein anderes Österreich aufzubauen. Nie wieder Faschismus." Dafür tritt Fettner auch heute noch mit Entschlossenheit ein – als aktiver Zeitzeuge, der jungen Menschen von seinen Erlebnissen und schrecklichen Erfahrungen in der Zeit des NS-Regimes berichtet.
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