Getreideernte 2024: Menge geringer, Qualität unterdurchschnittlich

BauernCoronaOesterreichFotoPrinzSCHNAPPENatDie Erntebilanz 2024 lässt die LandwirtInnen nicht jubeln. Die Aussichten der Getreideernte 2024 sind mengenmäßig geringer und die Qualität ist unterdurchschnittlich. Dazu kommen die aktuell schlechten Getreidepreise am heimischen Markt.

Am 17. Juli 2024 trafen sich Vertreter des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, des Agrarmarktes Austria, der Regionen und Wasserwirtschaft, des Landesproduktenhandels, der Lagerhausgenossenschaften, der Bio Austria, der Hagelversicherung und Vertreter anderer Landwirtschaftskammern zu einem Erntegespräch im burgenländischen Andau.

Ernteergebnisse

Nach der Analyse der bisherigen Ernteergebnisse diskutierten die Experten über die Ernteerwartungen und die Herausforderungen im Ackerbau für das Burgenland und Österreich.

"Der feuchte Herbst ermöglichte nicht überall den geplanten Anbau des Wintergetreides. In Summe gab es im Jahr 2023 im gesamten Burgenland 15-30 Prozent mehr Niederschlag im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt. Auf einen warmen, durchschnittlich feuchten Winter folgte das wärmste Frühjahr der Messgeschichte", so Nikolaus Berlakovich, Präsident der Burgenländischen Landwirtschaftskammer.

Schwankende Qualität

Berlakovich weiter: "Ein trockener Vegetationsbeginn verzögerte eine zügige Frühjahrsentwicklung, das Sommergetreide litt anfangs unter den warmen und trockenen Frühjahrbedingungen. Die intensiven Mai und Juni-Niederschläge waren anfangs sehr wichtig für die Kulturen, wurden aber auch rasch zu viel, was sich vor allem bei den Qualtäten zeigte."

"Auf das gesamte Burgenland bezogen erwarten wir eine geringere Erntemenge mit schwankender Qualität", sind sich der Präsident der Burgenländischen Landwirtschaftskammer, LK-Vizepräsident Werner Falb-Meixner und Landesdirektor der Hagelversicherung im Burgenland, Günther Kurz einig.

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Im Bild: LK-Vizepräsident Werner Falb-Meixner und LK-Präsident Nikolaus Berlakovich gemeinsam mit dem Landesdirektor der Hagelversicherung im Burgenland, Günther Kurz, bei einem gemeinsamen Pressegespräch in Andau.

Foto (c): LK Bgld/Tesch-Wessely

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Getreideanbau zurückgegangen, Wetterextreme nehmen zu

Aktuell werden im Burgenland 53.200 Hektar Getreide bewirtschaftet.Der gesamte Getreideanbau ist im Vergleich zum letzten Jahr um 5,9 Prozent (rund 3.334 ha) zurückgegangen.

Nasser Herbst

Aufgrund des nassen Herbstes 2023 gab es vor allem beim Winterweizen (-2.900 ha), beim Roggen (-1.100 ha), beim Winterdinkel (-570 ha) und Tritikale (-500 ha) und Körnermais (-1.400 ha) Flächenverluste.

"Die Anbaufläche bei Winterraps (-1.000 ha) sinkt weiter aufgrund fehlender Pflanzenschutzmittel. Flächengewinner waren Soja (+1.780 ha), Zuckerrüben (+700 ha), Sorghum/Hirse (+620 ha), Ölkürbis (+450 ha) und Kartoffeln (+244 ha). Auch die Biodiversitätsflächen nahmen um 7,3 Prozent zu. Aufgrund geringerer Fläche liegt die Ernteerwartung für das Burgenland bei rund 265.000t Getreide. Die Erwartungen liegen somit rund 10 Prozent unter der Ernte des Vorjahres mit rund 295.000t. Die Weizenanbaufläche geht seit Jahren zurück. So wenig Weizenanbaufläche wie heuer gab es zuletzt vor 30 Jahren", berichtet der burgenländische LK-Präsident Nikolaus Berlakovich.

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Sojabohne im BIO-Anbau Nr.1

Nach einem kurzen Stillstand im Vorjahr hat die Sojabohnenfläche von 25.300 ha auf 27.100 ha zugelegt. Sie bleibt nach wie vor die flächenmäßig zweitwichtigste Kultur. "Im Bio-Anbau ist die Sojabohne schon seit mehreren Jahren die Nummer Eins. Im Burgenland wird mehr als die Hälfte der Sojaanbaufläche – 14.200 ha -  biologisch bewirtschaftet", so Berlakovich. 

Anzahl der Bio-Betriebe gestiegen 

LandwirtschaftCoronaKriseFotoPrinzSCHNAPPENatDie Anzahl der Bio Betriebe im Burgenland, die am ÖPUL-Programm (Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft) teilnehmen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 38 neue Betriebe erweitert.

"Die Tendenz ist somit noch immer leicht steigend. Insgesamt nehmen heuer 1196 burgenländische Betriebe daran teil. In Relation zur Gesamtfläche beträgt somit der Bio-Anteil im Burgenland 38 Prozent an der Landwirtschaftlichen Nutzfläche, sowie 40 Prozent an der Ackerfläche, das sind 1 Prozent mehr als im Vorjahr", betont LK-Vizepräsident Werner Falb-Meixner.

Im Herbst ist die letzte Einstiegsmöglichkeit in diese Maßnahme für die aktuelle ÖPUL Periode vorgesehen. "Die tatsächliche Anzahl aller Bio Betriebe im Burgenland ist jedoch höher, da etwa acht bis zehn Prozent nicht an der Maßnahme BIO des Agrarumweltprogrammes teilnehmen. Entweder weil Sie zu kleine Flächen haben, oder z.B. Bio-Imker ohne landwirtschaftliche Flächen sind", so Falb-Meixner, der selbst Bio-Landwirt ist. 

 

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Wetterextreme nehmen zu

Beginnend mit Ende Mai, Anfang Juni 2024 kam es landesweit zu andauernden Niederschlägen, die in weiterer Folge im südlichen Burgenland (Bez. Oberwart, Güssing und Jennersdorf) zu massiven Überschwemmungen führten. In allen Bezirken gab es aufgrund der durchfeuchteten, wassergesättigten Böden keine bzw. wenige Möglichkeiten die noch ausstehenden Aussaat- und Pflegearbeiten rechtzeitig durchzuführen.

Ackerflächen unter Wasser

CoronaZeitLandwirtschaftOesterreichFotoPrinzSCHNAPPENatTeilweise standen Flächen unter Wasser und konnten mehrere Wochen nicht befahren bzw. bestellt werden. Vor allem im Bezirk Oberwart wurden viele Getreideflächen vernichtet oder beschädigt.

Günther Kurz, Landesdirektor der Hagelversicherung im Burgenland weiß ein Lied davon zu singen, denn durch den Klimawandel nehmen Wetterextreme wie Frost, Hagel, Sturm, Überschwemmung und Dürre in Häufigkeit und Intensität zu: "Zu allererst und am stärksten betroffen ist die Landwirtschaft."

Hohe Schäden

"Allein im Burgenland entstand im heurigen Jahr durch Wetterextreme ein agrarischer Gesamtschaden von 4,5 Millionen Euro, davon 1,5 Millionen Euro durch Frost und 3 Millionen Euro durch Hagel, Sturm und Überschwemmung. Ein umfassendes Risikomanagement auf Basis eines Public-Private-Partnership-Systems ist zur Existenzsicherung mittlerweile überlebenswichtig", so Kurz weiter

Versicherer für Naturkatastrophen

Kurz weiter: "Als agrarischer Spezialversicherer für Naturkatastrophen und größter Tierversicherer bieten wir die umfassendste Produktpalette und modernste Schadenserhebung Europas an und leisten so einen Beitrag zur Absicherung des Agrarstandorts und damit auch zur heimischen Lebensmittelversorgung."

 

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Preis für Getreide nicht zufriedenstellend

BauernCoronaOesterreichFotoPrinzSCHNAPPENatNicht nur die Unwetter und Wetterkapriolen machen den Bäuerinnen und Bauern zu schaffen, sondern auch die landwirtschaftlichen Einkommen, die beim landwirtschaftlichen Faktoreinkommen pro Arbeitskraft um 21,1 Prozent seit 2023 gesunken sind. Als Gründe nennen die Expertem u.a. hohe Produktionskosten und niederige Getreidepreise.

270 Euro pro Tonne

"Der Getreideerzeugerpreis von rund 373 Euro je Tonne (exkl. USt.) im Jahr 2022 war eine positive Ausnahme. Momentan liegt der Preis für Qualitätsweizen mehr als 100 Euro je Tonne darunter. Wir hoffen, dass sich hier noch auf den Getreidebörsen einiges tut und wir noch mit höheren Preisen für das Getreide rechnen können, denn die Preise für Betriebsmittel und Haushaltskosten sind leider nicht gesunken", so der Vertreter der burgenländischen Landwirtschaftskammer.

Berlakovich weiter: "Wir fordern, dass sich bei den Getreidepreisen etwas tun muss und es eine Perspektive für die Landwirtinnen und Landwirte gibt. Die Politik hat bereits reagiert. Die Bundesregierung hat ein Entlastungspaket von rund 300 Millionen Euro für eine wettbewerbsfähigere Land- und Forstwirtschaft beschlossen."

"Neben einer Agrardieselvergütung umfasst das Paket eine Rückvergütung der CO2-Bepreisung, einen Bodenbewirtschaftungsbeitrag und Sondermittel für mehr Tierwohl", erläutert Berlakovich.

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