Manfred Gerger, der Präsident der Industriellenvereinigung, der IV Burgenland spricht im Interview mit SCHNAPPEN.AT über die Vorhaben der Bundesregierung, über die burgenländische Landesregierung, über den Mindestlohn von 1.700 Euro für Jobs beim Land und über die Notwendigkeit einer Senkung der Lohnnebenkosten. Mehr über
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Fotos / Redaktion: Wilhelm Böhm
IV-Präsident Manfred Gerger im Interview
Senkung der Körperschaftssteuer
SCHNAPPEN.AT: Sind sie mit den Ergebnissen der Regierungsklausur zufrieden?
IV-Präsident Manfred Gerger: Aktuell stehen wir vor einer längeren Phase unterdurchschnittlicher wirtschaftlicher Dynamik. Umso mehr ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, die im Regierungsprogramm genannten Entlastungen ins Auge zu fassen und möglichst umzusetzen.
SCHNAPPEN.AT: Fehlt es an Entlastungen für Unternehmen?
IV-Präsident Manfred Gerger: Die Ergebnisse der jüngsten Regierungsklausur sind dabei sicherlich ein richtiger und wichtiger Schritt für die arbeitenden Menschen. Ich hätte mir aber auch konkrete Schritte bei der Körperschaftsteuer erwartet. Es braucht nämlich eine Entlastung von Menschen UND Unternehmen – denn letztere sind es, die für sichere Arbeitsplätze, allgemeinen Wohlstand und soziale Sicherheit in unserem Land sorgen.
SCHNAPPEN.AT: Wie steht es mit der Senkung der Körperschaftssteuer?
IV-Präsident Manfred Gerger: Eine KöSt-Senkung auf die im Regierungsprogramm angekündigten 21 Prozent würde eine Investitionssteigerung um 3,2 Prozent bewirken, bei den ausländischen Direktinvestitionen wären es sogar um über 13 Prozent mehr – das sichert und schafft Arbeitsplätze. Es würden also beileibe nicht nur die Unternehmen als solche entlastet werden.
Denn auch in Bezug auf Löhne und Gehälter würden über 2 Mio. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer direkt profitieren – denn jeder Euro KöSt-Senkung bewirkt eine Erhöhung der Bruttolöhne und -gehälter um bis zu 0,75 Euro.
Die Industrie und die Bekämpfung des Klimawandels
SCHNAPPEN.AT: Die Industrie und der Klimawandel?
IV-Präsident Manfred Gerger: Ich plädiere für eine faire Ökologisierung mit Augenmaß. Österreichs und auch Burgenlands Industrie leistet seit vielen Jahren einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz und ist als Treiber für Innovation, Forschung und Technologie ein wichtiger Teil der Lösung bei der Bekämpfung des Klimawandels.
Mindestlohn und Lohnnebenkosten
SCHNAPPEN.AT: Was sagen sie zu 1.700 Euro Netto Mindestlohn im Landesdienst?
IV-Präsident Manfred Gerger: Zur Debatte 1700 Euro Netto Mindestlohn im Landesdienst ist anzumerken, dass natürlich alle Menschen von ihrer Arbeit gut leben sollen. Nur muss der Arbeitgeber für 1700 Euro Netto 3200 Euro bezahlen. Für die 20 Prozent Mehrausgaben im Lande berappt dies der Steuerzahler.
SCHNAPPEN.AT: Wie würden sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber profitieren?
IV-Präsident Manfred Gerger: Der richtige Weg wäre, die Lohnnebenkosten endlich so zu reduzieren, dass diese Summe mehr im Börsel des Arbeitnehmer bleibt und gleichzeitig die Belastung des Arbeitgebers nicht größer wird. 46 Prozent Steuern und Abgaben fallen nämlich bereits in den untersten Einkommensregionen an. Der Staat nimmt also von der rechten Tasche, was der Landeshauptmann in die linke Tasche wieder zurückgeben will.