Eine neue Studie bestätigt, dass Digitalisierung die Abwanderung der Industrie und damit auch den Braindrain stoppen kann. Bei Mitarbeitern sind neue Kompetenzen gefragt, Techniker braucht das Land; auch das Schulsystem muss dringend auf die Entwicklung reagieren. Mehr über
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Redaktion / Fotos (c): Wilhelm Böhm
Die Situation der burgenländischen Industriebetriebe
Das Burgenland tue daher gut daran, mehr denn je Industrie 4.0, sprich die Verzahnung der industrielllen Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik, zu forcieren.
Das ist der Tenor der Ausführungen von Johann Bock, dem Geschäftsführer der Becom und einer Studie, die Julia Mezgolits von der Industriellenvereinigung Burgenland im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit betrieben hat.
"Industrie 4.0 im Burgenland" war zentrales Thema dieser Studie, die einen zentralen Gesamtüberblick über die derzeitige Situation in burgenländischen Industriebetrieben vermittelt.
Digitalisierung und neue Technologien
Man habe, so die Studienautorin, weitgehend die Zeichen der Zeit erkannt, "wobei die heimischen Unternehmer die wichtigsten Mehrwerte des Einsatzes von Digitalisierung und neuer Technologien in der Prozessoptimierung, der Ertragsverbesserung, Unternehmensorganisation sowie Marketing und Vertrieb sehen."
Ein höherer Digitalisierungsgrad eröffne innovativen Unternehmen auch die Chance, als Nischenplayer erfolgreicher Frontrunner zu sein. Andererseits aber schrecke der hohe Investitionsbedarf Unternehmen oft ab, den Weg in Richtung Industrie 4.0 zu gehen.
Julia Mezgolits verweist darauf, dass auch die Größenstruktur eines Betriebes eine wichtige Rolle spielt: "Um wirklich Digitalisierung in vollem Ausmaß betreiben zu können, bedarf es schon einer gewissen Größenordnung. Kleinere Industriebetriebe hätten aber durch höhere Flexibilität auch große Chancen im internationalen Wettbewerb, was gerade bei den vielen Klein- und Mittelbetrieben in Burgenland sehr wichtig ist".
Dass Digitalisierung zwangsläufig auch Arbeitsplätze vernichte, bestätige die Studie in keiner Weise. Im Gegenteil, denn "der Verbleib der Menschen in der Produktion weise sie weiterhin als einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren aus", so Mezgolits.
Vielmehr könnten digalisierte Betriebe von mehr Ressourceneffizienz, Flexibilität und höherer Wettbewerbsfähigkeit profitieren und Mitarbeiter könnten dabei mit Industrie 4.0 vom reinen „Bediener" zum Gestalter von Abläufen und Prozessen zu werden, so die Studienautorin.
In Richtung Industrie 4.0
Das sieht auch der Geschäftsführer der Becom und Vorreiter der Digitalisierung im Burgenland, Johann Bock, so: "Wir befinden uns bei Becom nach wie vor in einer Umbauphase und es gibt für uns keine Alternative als intensiv in Richtung Industrie 4.0 zu gehen."
Der Becom-Geschäftsführer weiter: "Unsere Kunden sind alle global aufgestellt und wir damit gezwungen, voll und ganz auf die Digitalisierung zu setzen. Nur so können wir die richtigen Produkte mit bester Qualität und bester Produkitonstechnik am internationalen Markt positionieren. Roboter gehören bei uns ebenfalls längst zum Alltag, aber wir haben auch unsere Mitarbeiter im wahrsten Sinn des Wortes mitgenommen."
Es wurde dabei so Bock, verdeutlicht, dass es einer gewissen Flexibilität und Offenheit dem Neuen gegenüber aber auch den Willen sich ständig weiterzubilden bedürfe, um gemeinsam den Weg der Digitalisierung zu schaffen: "Das wurde sehr gut angenommen, denn die Mitarbeiter zogen begeistert und engagiert mit und bestätigten, dass Menschen bei der Digitalisierung nicht aus Produktionsbetrieben verschwinden, sondern sich lediglich die erforderlichen Kompetenzen verändern. Und die kann man durch Weiterbildung erlangen kann."
So wie die burgenländische Industriellenvereinigung ortet Bock im Burgenland aber weiter einen Mangel an Technikern in den Unternehmen: "Wir müssen daher mehr junge Leute zur Technik bringen. Schon im Kindergarten und in der Schule muss das Interesse geweckt und gefördert werden. Technik, Physik, Elektrotechnik und IT ist den jungen Menschen spannend und mit Ausblick auf große Jobchancen zu vermitteln. Das Schulsystem hat endlich auf die veränderten Anforderungen zu reagieren und entsprechend kompatibel zu werden."
Johann Bock nimmt aber auch die Politiker des Landes in die Pflicht Unternehmen bei der Digitalisierung noch mehr finanziell zu fördern: "Es ist zwar schon einiges geschehen und ich meine die Politik hat erkannt, welch große Chancen in der Industrie 4.0 für das Burgenland liegen, aber es muss noch wesentlich mehr finanzielle Unterstützung der Betriebe geben, um das Burgenland im Bereich der Digialisierung in eine Vorreiterrolle zu hieven. Diese Entwicklung dürfen wir einfach nicht verpassen!"