Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und einige Vertreter aus dem Burgenland reisten nach Nordamerika, um mit AuslandsburgenländerInnen, die vor vielen Jahren das Burgenland verlassen haben, um eine neue Existenz in Übersee aufzubauen, sowie zu deren Nachfahren in Kanada und den USA Kontakt aufzunehmen und zu pflegen.
"Die Heimatverbundenheit der Burgenländerinnen und Burgenländer in Nordamerika ist tief verwurzelt. Ich bin überrascht und beeindruckt, mit welcher Begeisterung und wie intensiv sich diese Menschen mit dem Burgenland beschäftigen“, resümiert Doskozil.
Eine ganz umgekehrte Geschichte hörte der Landeshauptmann, als er von seiner Amerika-Reise retour kam und Hermine Schneller zum 100. Geburtstag gratulierte. Denn sie wurde in Pennsylvania (USA) geboren und ins Burgenland gebracht, wo wie sie bei den Großeletern aufwuchs. Mehr über
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Fotos (c): Bgld. Landesmedienservice
Auf rot-goldenen Spuren in Amerika
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil sieht Kultur, Bildung und Wirtschaft als Anknüpfungspunkte für neue Netzwerke mit AuslandsburgenländerInnen: "Schlagen ein neues Kapitel der Kontaktpflege mit der Burgenland-Community auf", so der Landes-Chef bei seiner Amerika-Reise.
Schauplätze
Neben musikalischen und kulturellen Anlässen wurden dabei auch Schauplätze des Burgenlandes auf US-amerikanischem Terrain besucht. Das dichte Programm der traditionsreichen Reise – zum ersten Mal fand eine solche im Jahre 1971 anlässlich des Jubiläums "50 Jahre Burgenland" statt – führte von Toronto über Chicago und Pennsylvania nach New York.
Heimatverbundenheit
Doskozil: "Die Heimatverbundenheit der Burgenländerinnen und Burgenländer in Nordamerika ist tief verwurzelt.Zahlreiche von ihnen haben ihre Heimat niemals vergessen und das beruht auf Gegenseitigkeit: Die seinerzeit Ausgewanderten sind ein wichtiger Teil der burgenländischen Geschichte und Identität. Ich bin überrascht und beeindruckt, mit welcher Begeisterung und wie intensiv sich diese Menschen mit dem Burgenland beschäftigen."
Kontaktpflege
"Unsere Reise soll den Auftakt für ein neues Kapitel der Kontaktpflege bilden. Es ist mir ein Anliegen, diese Kontakte aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus möchten wir einen ständigen Austausch ermöglichen. Ziel ist es, in Bereichen wie Kultur, Bildung und Wirtschaft neue Angebote, auch für jüngere Generationen, zu schaffen. Eine Vernetzung mit der Fachhochschule Burgenland und der Joseph Hayn Privathochschule, ‚Artist in Residence‘-Projekte und ein ständiger Informationsfluss, auch unter Einbindung der Sozialen Medien, über aktuelle Entwicklungen im Land können für beide Seiten wertvoll sein", so Burgenlands Landeschef.
Nachfahren
Um insbesondere jungen Nachfahren der Auswanderer das heutige Burgenland zu präsentieren und einen gezielten Austausch zu fördern, werde man auf Landesebene ein Gesamtkonzept erstellen, so der Landeshauptmann. Impulse für dieses Vorhaben sammelte die Delegation unter anderem im persönlichen Austausch mit Auslandsburgenländerinnen und -burgenländern, deren Heimatverbundenheit bemerkenswert sei.
Darunter befinden sich Persönlichkeiten wie Rudy Graf, Präsident des Burgenländer Clubs Toronto, und Anita Walthier, Vorsitzende der Burgenländischen Gemeinschaft in Chicago, oder der deutsch-westungarische Emigrant Emmerich Koller, der seine Auswanderung in die USA in eine Biographie goss. In Northampton, Pennsylvania, traf die Delegation auf Ed Pany, den Leiter des Cement Museum und Sohn eines ausgewanderten Stegerbachers, sowie Bürgermeister Tony Pristash, dessen Familie mütterlicherseits aus Punitz stammt, und Bobby Strauch, Nachfahre einer südburgenländischen Familie.
Erinnerungsstätten
Mit dem Cement Museum und dem Stegersbach Sister City Memorial besuchte die Delegation in Northampton, Pennsylvania, auch bauliche Erinnerungsstätten des Burgenlandes auf US-amerikanischem Boden. Das Cement Museum dokumentiert den Bau der weltgrößten Zementwerke ab den 1890er Jahren, die zum Entstehen monumentaler Bauwerke, wie des Panamakanals, des Rockefeller Centers oder des World Trade Centers beitrugen. "Hunderte ausgewanderte Burgenländer waren hier beschäftigt – unter harten Bedingungen, was zeigt, wie schwierig die Verhältnisse gewesen sein mussten, die sie hinter sich ließen", so Doskozil.
Kulturpflege
Musikalisch ließ der Sängerbund der Auslandsburgenländer in Coplay, Pennsylvania, das Burgenland hochleben, nicht zuletzt mit einer eindrucksvollen Darbietung der Landeshymne.
Einen feierlichen Abschluss fand die Reise mit dem Katharinen-Ball in New York, wo Petra Schneebauer, Botschafterin der Republik Österreich in den Vereinigten Staaten von Amerika, die Burgenland-Delegation begrüßte. Ausgerichtet wurde dieser anlässlich des 100-jährigen Landesjubiläums vom "First Burgenländer Austria SC NY", einer Gemeinschaft, die fast ebenso lange existiert wie das Burgenland selbst und deren Präsident Peter Drauch aus Zahling im Bezirk Jennersdorf stammt.
Miss Burgenland New York 2023
Auch unter den Gästen befand sich Julian Horky, Enkel des ehemaligen Landesrates Gerald Mader. Stolz auf ihre burgenländische Abstammung zeigte sich "Miss Burgenland New York 2023", deren Vorfahren aus Krottendorf und Güssing ausgewandert waren. Ebenfalls anwesend: Ehemalige Missen seit Anfang der 1970er Jahre. Die erste Wahl fand 1972 statt, im Zuge des Balls wurde auch die "Miss Burgenland New York 2023" gekürt.
Der Delegation gehörte auch Landesart Leonhard Schneemann an. Begleitet wurde das Regierungsduo von zwei Vorstandsmitgliedern der burgenländischen Gemeinschaft, Klaus Gerger und Erwin Weinhofer sowie Landtagspräsidentin a. D. Verena Dunst, die seit Jahren in der Gemeinschaft engagiert ist und noch während ihrer Amtszeit maßgeblich an der Vorbereitung des Programms mitgewirkt hat.
Wie wird man 100: "Durch viel und harte Arbeit und niemals aufgeben"
Eine sehr bewegte und völlig umgekehrte Lebensgeschichte hörte der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil kurz nach seiner Rückkehr aus den USA, als er Hermine Schneller aus Kleinpetersdorf zum 100. Geburtstag gratulierte.
Im Bild: LH Doskozil und Hermine Schneller. Foto: Bgld. Landesmedienservice/Fenz
Bei den Großeltern
Hermine Schnelller wurde 1923 als Kind burgenländischer Auswanderer in Allentown in Pennsylvania geboren und im Kleinkinderalter ins Südburgenland gebracht, wo sie gemeinsam mit ihrer Schwester bei den Großeletern aufwuchs.
Leiblichen Eltern
Ihre leiblichen Eltern reisten nur einmal, nämlich im Jahr 1955 ins Burgenland und Hermine besuchte ihre Geschwister in Amerika erstmals im Jahr 1984, im Alter von 61 Jahren.
Doskozil: "Ich habe auf meiner Reise in die USA viele ausgewanderte Burgenländerinnen und Burgenländer aber auch deren Nachfahren getroffen. In zahlreichen Gesprächen konnte ich spüren, wie stark ihre Verbindung zur Heimat nach wie vor ist. Diese Geschichte der Auswanderung nun umgekehrt von Frau Schneller zu hören, die wieder zurückkam aber ihre Familie in den USA hatte, bewegt mich zutiefst."
Wie im Roman
Hermine Schnellers Lebensgeschichte liest sich wie ein Roman und könnte burgenländischer nicht sein: Ihre Eltern wanderten 1921, in der Hoffnung auf eine bessere wirtschaftliche Situation, von Kleinpetersdorf im Bezirk Oberwart nach Allentown in den USA aus, wo Hermine 1923 geboren wurde. 1925 kam die Mutter mit der eineinhalbjährigen Hermine nach Kleinpetersdorf zurück und gebar dort Hermines Schwester Maria.
Im Bild: Jubilarin Hermine Schneller (vorne sitzend) mit ihren Gratulant*innen Johannes Strobl, Ronald Kamper, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Christine Temmel, Veronika Poller, LAbg. Doris Prohaska und Bürgermeister Harald Kahr. Foto: Landesmedienservice Burgenland/Fenz
Getrennt
Bereits sechs Monate später kehrte die Mutter wieder in die USA zurück und hier trennen sich die Lebenswege. Hermine und ihre Schwester Maria wuchsen in Kleinpetersdorf bei den Großeltern auf, ihre Eltern bauten sich in Allentown, Pennsylvania, eine Existenz auf und bekamen noch elf weitere Kinder. Der Vater arbeitete, wie viele Burgenländer damals, in einem großen Stahlwerk, die Mutter unterhielt eine kleine Farm mit Hühnern und Gänsen, um die Familie zu versorgen.
Heiratete den Onkel
Hermine wurde indes, als eine ihrer Tanten jung verstarb, zum verwitweten und aufgrund eines verkürzten Beins stark eingeschränkten Onkel geschickt, um ihn bei der Arbeit in seiner Landwirtschaft zu unterstützen. Im Alter von 20 Jahren heiratete Hermine, zu jener Zeit in ländlichen Gebieten durchaus nicht unüblich, diesen angeheirateten älteren Onkel. Sie musste viel und hart arbeiten. Zusätzlich führten sie eine kleine Trafik. Die beiden hatten einen Sohn und zwei Töchter, wobei Hermines jüngste Tochter im gleichen Jahr geboren wurde wie ihre eigene jüngste Schwester in Amerika.
Kontakt zwischen Kleinzicken und Amerika
In all den Jahren bemühte sich Hermine Schneller um Kontakt zu ihren Eltern in den USA, sie schickten einander immer wieder Briefe und Pakete mit Bekleidung. Zurück ins Burgenland zu ihren Töchtern kamen die Eltern aber nur noch ein einziges Mal: im Jahre 1955, als Hermine bereits 32 Jahre alt und Mutter dreier Kinder war.
Seit 1974 kamen vier der elf Geschwister bereits mehrere Male zu Besuch ins Burgenland, um die zwei ältesten Schwestern kennenzulernen. Hermine selbst reiste 1984 zum ersten Mal seit ihrer Kleinkindzeit in die USA, um im Alter von 61 Jahren all ihre anderen Geschwister endlich kennenzulernen. Durch weitere fünf Besuche in Amerika hielt sie den persönlichen Kontakt aufrecht.
Im Bild: Blumen und Geschenke für die hundert jährige Hermine Schneller aus Kleinpetersdorf. Foto: Landesmedienservice Burgenland/Fenz
Selbstständiges Leben
Seit dem Tod ihres Ehemannes im Jahre 1988 lebte Hermine Schneller allein im gemeinsamen Haus, und das tut sie bis heute. Erst seit drei Jahren, ab dem Alter von 97 Jahren, hat sie eine Betreuerin, die sie in ihrem Haus unterstützt.
Nach einem Oberschenkelhalsbruch mit 98 Jahren war sie kurzzeitig in der Bewegung eingeschränkt, doch mittlerweile ist die rüstige Kleinpetersdorferin wieder mobil und lehnt Rollstuhl und Rollator vehement ab.
Bankerl sitzen
Den Tag verbringt sie mit dem täglichen Lesen der Tageszeitung, mit dem Ausspielen einiger Bummerl beim Schnapsen mit der Familie und mit Bankerlsitzen vor dem Haus, um ihre sozialen Kontakte zu pflegen. Wenn man sie fragt, wie man so alt wird, dann sagt sie voll Überzeugung: "Durch viel und harte Arbeit und niemals aufgeben."
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