Illegale Handlungen wie die Verunreinigung von Gewässern durch Schadstoffe, die Vergiftung von Wildtieren oder illegale Abschüsse haben langfristige negative Auswirkungen auf Ökosysteme.
Wildtierkriminalität kann, als Teil der Umweltkriminalität, nicht nur seltene Arten bedrohen, sondern auch das gesamte natürliche Gleichgewicht stören und so gravierende Konsequenzen für die Umwelt und Gesellschaft nach sich ziehen.
Im Bild: Präventivsuche im Burgenland Foto(c) Matthias Schmidt.
Wildtierkriminalität zählt in Mitteleuropa zu den häufigsten Gefährdungsursachen für geschützte Greifvogelarten, bedrohen aber auch Arten wie den seltenen Luchs.
Vergiftung und illegale Abschüsse
Nachdem in der Region Neusiedl im Burgenland (Österreich) in der Vergangenheit immer wieder illegale Abschüsse und Vergiftungen von Greifvögeln gemeldet wurden, führten das Bundeskriminalamt, die Landespolizeidirektion und das Landeskriminalamt Burgenland im März 2025, mit der Unterstützung von WWF und BirdLife Österreich, eine präventive Absuche im Burgenland durch.
"Neben einer Kofferfalle und etlichen Kadavern jagdbarer Tiere haben wir in einem Windschutzstreifen das Bein eines Mäusebussards gefunden. Dieses haben wir sichergestellt und zur Begutachtung eingeschickt", berichtet Martin Ivancsics von der Umweltgruppe des Landeskriminalamts Burgenland.
Greifvogel abgeschossen
Durch die Untersuchung wurden einduetig Geschoßteile im Bein des Vogels identifiziert. "Der Mäusebussard ist nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern gezielt abgeschossen worden", so Johannes Hohenegger von BirdLife Österreich.
Mehr über
- die Bekämpfung der Umwelt- und Wildtierkriminalität - hier
Ornithologin Alexandra Dürr von BirdLife Österreich und WWF-Ornithologin Christina Wolf-Petre mit BirdLife-Spürhund Kelvin.
Foto (c): BirdLifeÖsterreich
Kampf gegen Umweltkriminalität und gegen illegale Abschüsse
"Wir bekämpfen jegliche Form der Kriminalität – in allen Bereichen und mit voller Entschlossenheit. Die Umweltkriminalität ist kein Bagatelldelikt, sondern ein ernstzunehmendes Vergehen mit weitreichenden ökologischen und gesellschaftlichen Folgen. Im Bundeskriminalamt haben wir mit dem zuständigen Referat bereits seit der Gründung des Bundeskriminalamtes eine zentrale Koordinierungsstelle zur Bekämpfung der Umweltkriminalität eingerichtet, um den Kampf gegen illegale Wildtierverfolgung zu intensivieren und Kriminelle zur Rechenschaft zu ziehen", erklärte der Direktor des Bundeskriminalamtes Andreas Holzer nach der Absuche im März 2025
Dunkelziffer hoch
"Viele der verfolgten Arten, wie beispielsweise der Kaiseradler und der Seeadler, sind in Österreich selten und somit bedroht. Die illegale Verfolgung im Rahmen der Wildtierkriminalität kann diese Bestände stark gefährden und sogar zum Aussterben führen", kämpfen der WWF und auch BirdLife Österreich gegen die Wildtierkriminalität an.
"Gerade bei seltenen Arten wie diesen ist schon der Verlust eines einzelnen Tieres ein schmerzlicher Rückschlag und kann das Überleben der gesamten Spezies gefährden", warnt WWF-Artenschutzexpertin Christina Wolf-Petre.
Besorgniserregend sei zudem, dass die Dunkelziffer bei Wildtierkriminalität hoch ist, da viele Fälle gar nicht entdeckt werden. Denn kriminelle Täterinnen und Täter lassen getötete Tiere erfahrungsgemäß meist verschwinden.
Illegale Praktiken aufdecken & das EU-Life-Projekt
Die Bekämpfung dieser Form der Kriminalität erfordert ein entschlossenes und koordiniertes Vorgehen. Daher stehen Spezialistinnen und Spezialisten für Umweltkriminalität des Bundeskriminalamtes und der Landeskriminalämter in engem Austausch mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie dem WWF und BirdLife Österreich sowie weiteren Stakeholdern, um illegale Praktiken aufzudecken und strafrechtlich zu verfolgen. Diese Zusammenarbeit ist essenziell, um gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung von Wildtierkriminalität effektiv umzusetzen und nachhaltige Erfolge zu erzielen.
EU-LIFE-Projekt „wildLIFEcrime“
Im Rahmen des EU-geförderten "wildLIFEcrime"-Projekts arbeiten derzeit 13 Organisationen aus Österreich und Deutschland an der Reduktion der Wildtierkriminalität. Eine Koalition aus Naturschutzverbänden, Polizei, Universitäten, Behörden und Veterinärmedizinern setzt sich für den besseren Schutz gefährdeter Arten ein, wodurch dieses Projekt bis 2028 dazu beitragen soll, die Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich zu reduzieren.
Ermittlungen im Bezirk Neusiedl und Suche nach Kadaver
Am 5. März 2025 wurde im Bezirk Neusiedl am See eine präventive Absuche durchgeführt. ErmittlerInnen des Bundeskriminalamtes und des Landeskriminalamtes Burgenland, sowie umweltkundige Organe (UKO) der Landespolizeidirektion Burgenland arbeiteten gemeinsam mit Expertinnen und Experten des WWF und von BirdLife Österreich vor Ort.
Verdächtige Substanzen & Kadaver
Ziel der Aktion war es, verdächtige Substanzen und Kadaver aufzufinden sowie potenzielle Gefahrenquellen zu identifizieren, da die Region in der Vergangenheit immer wieder zum Schauplatz illegaler Abschüsse und Vergiftungen von Greifvögeln wurde.
Im Bild: Ornithologin Alexandra Dürr (Bird Life) und WWF-Ornithologin Christina Wolf-Petre. Foto (c)BirdLifeOesterreich
Hunde spüren auf
Beim Aufspüren der Opfer können speziell ausgebildete Hunde eine entscheidende Rolle spielen. "Hunde können auf großen Flächen Kadaver in allen Größen und Stadien finden und sind so eine große Hilfe, um Beweise zu sichern und Giftköder erfolgreich aus der Landschaft zu entfernen", erklärte Greifvogel-Experte Johannes Hohenegger von BirdLife Österreich.
Hundestafffel
Die Absuche in Gebieten mit gehäuften Fällen illegaler Greifvogelverfolgung wurde deshalb von speziell ausgebildeten Kadaver-Spürhunden begleitet.
Diese Hunde wurden mit finanzieller Unterstützung von WWF Österreich und BirdLife Österreich beim Verein Naturschutzhunde ausgebildet. Teil der Hundestaffel war auch ein Carbofuran-Spürhund, der im Rahmen des Projekts LIFE Wolfsalps EU für die Suche nach diesem besonders gefährlichen Gift trainiert wurde.
Anzeigen in Neusiedl am See?
Interview mit BirdLife-Ornitohologin Alexandra Dürr.
SCHNAPPEN.AT: Was ergaben die Ermittlungen und die Absuche im Bezirk Neusiedl, was wurde gefunden?
Ornithologin Alexandra Dürr: Insgesamt wurden 20 Überreste verschiedener Tiere entdeckt, vorwiegend Kadaver jagdbarer Arten wie Hase, Fasan und Reh. Aufgrund der hohen Wilddichte in der Region ist es wahrscheinlich, dass diese auf natürliche Weise verendet sind.
Alexandra Dürr weiter: Zudem wurden ein Bein eines Mäusebussards und eine Kofferfalle gefunden. Ob ein Zusammenhang mit Wilderei besteht, kann jedoch erst durch eine forensische Untersuchung im Labor abschließend geklärt werden.
Noch keine Anzeigen
SCHNAPPEN.AT: Wurden Anzeigen erstattet?
Ornithologin Alexandra Dürr: Nein, im Zuge der Aktion wurden bislang keine Anzeigen erstattet.
SCHNAPPEN.AT: Sind weitere solche Absuch-Aktionen geplant
Alexandra Dürr: Ja, in Zukunft sind weitere Einsätze in Hotspot-Regionen vorgesehen.
Hotspot-Region Burgenland und Niederösterreich
SCHNAPPEN.AT: Wo sind die Hotspot-Regionen?
Alexandra Dürr: Vor allem das Nordburgenland und flache Teile von Niederösterreich sind solche Hotspotgebiete für die illegale Greifvogelverfogung.
SCHNAPPEN.AT: Kommt es vor, dass auf strengstens geschützte Wildvögel (z.B. Rothalsgänse) geschossen wird, wenn sie zum Beispiel mit einer Gruppe von Wildvögeln fliegen?
Alexandra Dürr: Uns wurde bislang kein Fall einer Rothalsgans gemeldet. Die häufigsten Opfer von Wildtierkriminalität in Österreich sind Greifvögel. Neben häufigeren Arten wie dem Mäusebussard, sind durchaus auch stark gefährdete Arten wie Kaiseradler, Seeadler, Rotmilan und Kornweihe Opfer davon.
SCHNAPPEN.AT: Ist dies überhaupt kontrollierbar, bzw. wie?
Alexandra Dürr: Wir sind auf Meldungen aus der Bevölkerung angewiesen, um uns ein Bild der Situation machen zu können. Für den von Ihnen geschilderten Fall bräuchte es einen unmittelbaren Beobachter, da es hier unwahrscheinlich wirkt, dass der geschossene Kadaver liegengelassen wird. Die Antwortet lautet daher leider eher nein, kontrollieren lässt sich das nur schwer.
Verdachtsfälle melden
Um Wildtierkriminalität effektiv zu bekämpfen, sind Informationen aus der Bevölkerung für Polizei und Staatsanwaltschaften unverzichtbar. Meldungen zu toten Greifvögeln mit Verdacht auf illegale Tötung können bei den LKAs auch anonym über die Webseite wildlifecrime.info oder an die Meldestelle Umweltkriminalität im Bundeskriminalamt umwelt(@)bmi.gv.at gemeldet werden.
Hinweise
"Hinweise aus der Bevölkerung sind für die Ermittlungsbehörden unverzichtbar, um illegale Wildtierverfolgung aufzudecken und zu bekämpfen“, betont Karl Frauenberger, Referatsleiter Umweltkriminalität im Bundeskriminalamt.
Frauenberger weiter: "Wir appellieren daher an alle Bürgerinnen und Bürger, verdächtige Beobachtungen zu melden und so aktiv zum Schutz unserer bedrohten Arten beizutragen."
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