"Es ist nie zu spät, im Leben etwas Neues zu lernen", sagt der im August 1962 geborene Sozialarbeiter und passionierte Salsa-Tänzer Peter Steinprinz, der seiner Fangemeinde im Jazz Pub Wiesen im Burgenland (Österreich) als DJ Steini wahre Lebensfreude vermittelt.
Von Oberwart nach Wien
Aufgewachsen im burgenländischen Oberwart lebt Steini (Anm."das war immer schon mein Spitzname") heute in Wien. Nicht nur DJing verbindet ihn mit Musik, sondern auch, dass er selbst Gitarre und Querflöte spielt.
Was Steini am Jazz Pub Wiesen so fasziniert, was er von der Entwicklung der Musikrichtungen hält und welche Möglichkeit er sieht junges Publikum für Wiesen-Musik zu begeistern, verrät er im Interview auf SCHNAPPEN.AT.
Am 15.6.2024 findet am Festivalgelände in Wiesen wieder ein "Jazz Pub in the Air" mit DJ Steini statt.
Mehr über
- das Interview mit DJ Steini
- die geniale Musik und die Menschen im Jazz Pub - hier
- seine DJ-Zeit, die 1993 im Jazz Pub begann - hier
- "Vom Schallplatten-Schleppen zum MP3 und FLAC" - hier
- Jazz, Klassik und Latin aber keine Schlager und Volksrock'n'Roller - hier
- die Liebe zu Kuba & Salsa als Leidenschaft - hier
- das "junge" Publikum in Wiesen & Wünsche für die Zukunft - hier
- das Jazz Pub Wiesen & die Geburtsstätte der großen Festivals - hier
- einige aktuelle Jazz Pub- und Wiesen-Termine - hier
Fotos / Redaktion (c): AP, SCHNAPPEN.AT
DJ Steini im Interview: "Die geniale Musik und die Menschen die ich traf"
SCHNAPPEN.AT: Das Jazz Pub gibt es nun schon seit 1972. Kannst Du Dich noch an Deinen allerersten Wiesen-Besuch und Deine damaligen Eindrücke erinnern?
Ja, ganz genau, der war am 23. Juli 1983. Mein erster Eindruck: die geniale Musik und die Menschen, die ich damals dort traf.
"...die Ohren geöffnet"
SCHNAPPEN.AT: Was war für Dich damals so speziell, was hat dich fasziniert im JazzPub Wiesen?
Steini: Ich dachte mir damals, ich hätte schon ein wenig Musikwissen, doch das Jazzpub hat mir dann die Ohren geöffnet.
Damals & heute
SCHNAPPEN.AT: Wie siehst Du die Entwicklung: Was war damals anders als heute?
Steini: Ich war von Anfang an bei meinen Wiesenbesuchen fast ausschließlich nur an den Samstagen dort. Erstens, weil ich nur an diesem Wochentag die Möglichkeit hatte, und zweitens, weil damals an den Samstagen fast nur Jazz gespielt wurde. Ich kann mich erinnern, das damals das Pub schon um 20 Uhr voll war und um halb zwei schon "Mercy, Mercy, Mercy" erklang. (Anmerkung: Auch heute noch läutet Joe Zawinuls Titel "Mercy, Mercy, Mercy" die Sperrstunde ein.)
DJ im Jazz-Pub seit 1993: "Ein Wunschtraum erfüllte sich"
SCHNAPPEN.AT: Im Jazz Pub kennt Dich jeder unter dem Namen "Steini". Wie kam es zu diesem DJ-Namen?
Steini: Ich war seit Anfang 1984 im Südburgenland in einem Lokal, in der Mühle in Wolfau, als DJ tätig, und war dort bereits als DJ Steini bekannt, weil mich die Leute dort unter diesem Namen kannten. Steini war auch schon immer mein Spitzname.
Der erste Abend als DJ
SCHNAPPEN.AT: Nach der "DJ-Historiographie" die beim Eingang im JazzPub hängt, legst du nun schon seit 1993 ohne Unterbrechung im Jazz Pub auf. Das sind bereits über 30 Jahre. Wie hat das begonnen?
Steini: Ich kann mich noch erinnern, als einer meiner Lieblings DJ - DJ Wolfgang - im November 1992 sagte, dass er zum letzten Mal auflegt. Ich hab mich dann einfach einmal zum Franz Bogner (Gründer des Jazz Pub Wiesen) gesetzt, zu dem ich schon damals einen guten Kontakt hatte. Ich habe ihn einfach gefragt, ob ich einmal einen Abend musikalisch gestalten darf. Zu meiner Überraschung hat er sofort zugestimmt und ich glaub am 16. Jänner 93 war es dann soweit - für mich ging ein Wunschtraum in Erfüllung.
Vom Schallplatten-Kofferschleppen zum PC und zum FLAC
SCHNAPPEN.AT: Was hat sich von der Musik her für Dich und für Dein Djing in den 30 Jahren verändert?
Steini: Als ich als DJ zu arbeiten begann, konnte ich neben meinen eigenen, persönlich bevorzugten Schallplatten auch die damals unter dem Begriff "Weltmusik" neue Musikrichtung stärker forcieren, da gab es damals noch viel zu entdecken.
Steini weiter: Vom DJing her wurde anfangs von mir das Abspielen von Schallplatten noch am meisten bevorzugt, wurde aber dann langsam von den CD abgelöst. DJ zu sein, war damals schwere Arbeit, ich hatte oft zwei Koffer voll mit Schallplatten zu schleppen. Mitte der 90er Jahre kamen dann die ersten CD-Brenner auf den Markt, sodass sich das Gewicht meiner Musikträger deutlich reduzierte. Die letzte Entwicklung - bei mir ab 2003 - war dann der PC als DJ Arbeitsgerät mit Controller und MP3 bzw. später FLAC als Musikdateiformat.
Camera, Reigen, Ostklub Barada & Salsabar
SCHNAPPEN.AT: Hast Du noch in anderen Clubs oder Lokalen aufgelegt?
Steini: Zum damaligen Zeitpunkt war ich schon seit vielenJahren DJ in der Mühle. Danach gab es sporadisch Auftritte in diversen Lokalen in Wien, wie zum Beispiel in der Camera, im Reigen, im Ostklub, im Barada, in der Salsabar und bei einigen DJ Events.
Jazz, Klassik und Latin und neue Entdeckungen
SCHNAPPEN.AT: Welche Musik gefällt Dir persönlich am besten? Und welche absolut nicht?
Steini: In erster Linie gefällt mir Jazz und Klassische Musik und natürlich Latin Music. Gar kein Gehör habe ich für die sogenannte Volks- und Schlagermusik (a la "Volksrock&roller "...), die nichts mit der echten, traditionellen Volksmusik gemeinsam hat, welche bei mir auch auf Resonanz stößt.
Von Ö1 bis zum Musik-Forum
SCHNAPPEN.AT: Wie entscheidest Du, welche Musik Du als DJ auflegst? Legst Du auf, was gefragt ist oder das was Dir gefällt?
Steini: Ich versuche immer meine eigenen "Entdeckungen" den Menschen im Jazz Pub näher zu bringen. Ist auch sehr interessant, wo ich manchmal diese Musik aufschnappe, sehr oft im Radio auf Ö1 oder zufällig beim Surfen durch das Internet, in diversen Musik- und DJ-Foren.
SCHNAPPEN.AT: Wie kommst Du zu der Musik, die Du dem Wiesen-Publikum näherbringst?
Steini Zu meinen Anfangszeiten war oft die einzige Möglichkeit gute Musik über Schallplatten zu bekommen, da hatte ich meine Quellen in Wien. Um mir einen guten, soliden Bestand an Tonträgern aufzubauen, bin ich dann oft quer durch Europa gereist, um in diversen Schallplattenläden zu guter Musik zu kommen. Dann kamen die CD und später die MP3 und FLAC Dateien. Da gibt es ja im Internet unzählige (DJ)Plattformen, wo diese erhältlich sind.
Die Liebe zu Kuba & 17 Jahre Salsa-Kurse
SCHNAPPEN.AT: Du hast in Wiesen auch Salsa-Unterricht gegeben, wie kam es dazu?
Steini: Das war vor über zwanzig Jahren. Im Jahr 2003 hab ich dann mal bei Mini und Franz Bogner nachgefragt, ob ich einen Salsaworkshop anbieten könnte, da hatte ich schon ein paar Jahre Tanzerfahrung, auch mit Unterricht. Ich habe dann - ich glaube es waren zwei solcher Workshops gemacht und es ist damals ganz gut angekommen. Allerdings ging es dann erst richtig 2005 los, als die Nachfrage immer größer wurde. Dann wurden 17 Jahre daraus.
Infiziert vom Latin Jazz & Latin Rock
SCHNAPPEN.AT: Was verbindet Dich mit lateinamerikanischer Musik und dem lateinamerikanischen Tanz?
Steini: Als Jugendlicher wollte ich immer schon nach Kuba, das Land hatte mich immer schon fasziniert, musikalisch, gesellschaftlich und auch politisch. Damals in den 80er Jahren war es aber nicht so einfach dort Urlaub zu machen, das war erst für mich 20 Jahre später der Fall. Die Musik, also die Latin Music, vor allem der Latin Jazz und Latin Rock hatte mich schon viel früher infiziert, vor allemFania All Stars, Tito Puente oder Santana ...
"Junges" Publikum im Jazz Pub & Wünsche für die Zukunft
SCHNAPPEN.AT: Das Publikum im Jazz Pub ist nicht das Jüngste. Denkst Du, dass es möglich ist, sehr junges Publikum für Wiesen-Musik zu begeistern?
Steini: Eine schwierige Frage. Aber ja, das denke ich. Entscheidend wird sein, ob sich das junge Publikum auch auf Musik einlässt, die zum Teil viel älter ist, als das Publikum selber. Es ist daher jeder DJ Abend eine Gratwanderung zwischen "traditioneller" Jazzpub Musik, also die Musik der ersten zwanzig Jahre (bis ca. Mitte der 90er Jahre) und der "neuen" Musik, vor allem der elektronischen Musik der letzten zehn Jahre.
SCHNAPPEN.AT: Was braucht es um junges Publikum ins JazzPub zu bringen?
Steini weiter: Das heutige Publikum hat es nicht leicht. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich das Musikangebot enorm geändert. Die Möglichkeit und das Angebot Musik jederzeit und überall zu konsumieren ist riesig und unübersichtlich geworden, vor allem haben sich auch viele neue Musikströmungen entwickelt, welches das Jazz Pub nicht abdecken kann bzw. auch dafür nicht der geeignete Rahmen ist. Bei einigen dieser neuen Musikrichtungen ist es aber zum Teil gelungen.
Institution Jazz Pub Wiesen
SCHNAPPEN.AT: Wenn Du an die Zukunft denkst. Was wünscht Du Dir vom Jazz Pub?
Steini: Ich wünsche mir nach mehr als 50 Jahren Jazz Pub, dass die Einzigartigkeit dieses Lokals weiterhin bestehen bleibt - für die nächsten 50 Jahre! Und, dass die Institution Jazzpub auch nachfolgende Generationen musikalisch und vor allem auch in menschlicher und sozialer Weise positiv beeinflussen wird.
Musik, Tanz und Lebensfreude
SCHNAPPEN.AT: Gibt es etwas, was Du der Welt gerne sagen möchtest?
Steini: Da ich einen Großteil meines Lebens der Musik und dem Tanz gewidmet habe, sind diese auch zu einem wesentlichen Bestandteil des Ausdruckes meiner Lebensfreude geworden, welche ich auch immer versucht habe, an andere weiterzugeben. Ich hoffe, es ist mir ein wenig gelungen.
Danke für das Interview und ..... es ist Dir gelungen!
Mehr über
- einige Wiesen-DJs:
- DJ Michi Graf, DJ der "ersten Stunde" - hier,
- DJ Alex - hier
- DJ Harry Brawenec und
- DJ mr.detunized - hier.
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- aktuelle JazzPub-Termine in Wiesen - hier
- Infos über das Jazz-Pub, über die Veranstaltungslocation in Wiesen im Burgenland - hier.