Matatu & das Publikum: "Am Ende des Tages braucht man einander"

Nicht "ohne Geld ka Musi", sondern "ohne Musi ka Geld" trifft die Absage von unzähligen Konzerten und Großveranstaltungen aufgrund der Covid-19-Krise MusikerInnen im Jahr 2020 besonders hart.

Daniel Kovacs, Frontman der internationalen Kombo "Matatu" ist einer der elf MusikerInnen, die noch vor der Corona-Krise mit ihren energiegeladenen Live-Auftritten und einem Worldmusic-Mix aus Latin, Hip Hop, Reggae und Swing auf der Bühne standen und das Publikum begeisterten. Im Interview mit SCHNAPPEN.AT spricht er Ende April 2020 über die Corona-Krise, über mögliche Chancen für die Musikszene und über den Aufruf, dass im österreichischen Radio mehr österreichische Musik zu hören sein sollte. Mehr über

  • das Interview mit MATATU-Frontman Daniel Kovacs - hier
  • Corona und die Veränderung von Konzerten & Live-Events - hier
  • das Corona-Home-Musikvideo "They Move" unter Einbezug des Publikums gleich anhören - hier
  • Probepause, Musiker & Publikum: "Am Ende des Tages braucht man einander" - hier
  • die Musikwelt und den Aufruf mehr österreichische Musik im Radio zuspielen - hier
  • einen Auftritt von Matatu beim Streetlife-Festival in Wien - hier
  • weitere Interviews über die Auswirkungen und Chancen der Coronavirus-Krise - hier
 
Fotos (c): AP, SCHNAPPEN.AT, Videoclip: Matatu
 
 
 
 
 
 

Schwere Zeit für Vollzeitmusiker, Probepause & Corona-Home Musikvideo

MatatuMerchandiseFotoPrinzSCHNAPPENatSCHNAPPEN.AT: Was bedeutet für euch als Künstler die Absage der Veranstaltungen 2020?

Daniel Kovacs/Matatu: Ein elementarer Baustein unserer Musik ist der Austausch mit dem Publikum. Wir sind definitiv eine Live-Band. Keine Konzerte spielen zu können, ist dementsprechend gravierend für uns als Band.

Für Vollzeit-Musiker schwere Zeit

SCHNAPPEN.AT: Ist die Situation existenzbedrohend?

Daniel Kovacs/Matatu: Matatu ist vor allem ein Herzens- bzw. Spaßprojekt. Wir sind also zum Glück nicht alle von Gig-Einkünften abhängig.

Für alle Vollzeit-Musiker in der Band ist es aber gerade eine schwere Zeit – Live-Veranstaltungen sind in Zeiten von Streaming die größten Einnahmequellen. Wenn die komplett wegbrechen, kann es schon eng werden.

Finanzielle Unterstützung & Eigeninitiative

SCHNAPPEN.AT: Wie weit werdet ihr von Land, Bund oder von Organisationen unterstützt?

Daniel Kovacs/Matatu: Wer sich durch die Formulare kämpft, kann unter Umständen auf die eine oder andere Unterstützung hoffen. Ansonsten ist Eigeninitiative und der direkte Kontakt mit der Community immer noch der beste Weg.

 

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Live-Events werden sich verändern

HipHopSwingLatinReggaeMatatuFotoPrinzSCHNAPPENatSCHNAPPEN.AT: Was denkt ihr, wie könnte sich die Corona-Krise auf die Musik- und Kulturszene auswirken?

Daniel Kovacs/Matatu: Großevents und Live-Veranstaltungen werden mit Sicherheit ihr Bild verändern. Wie lange und ob eine Rückkehr zu Pre-Corona möglich sein wird, kann keiner sagen.

Statt 200 nur 50 Menschen im Club

Clubs mit 50 anstatt mit 200 Menschen werden sich ganz anders anfühlen – Konzerte werden dadurch vermutlich auch ihren Charakter verändern. Das Live-Ding wird sich sicherlich reduzieren und viel davon ins Digitale übersiedeln.

 

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Homestage Festival & mehr österreichische Musik im Radio

StimmungsbandMatatuFotoPrinzSCHNAPPENatSCHNAPPEN.AT: Was würde die Musikszene genau jetzt brauchen?

Daniel Kovacs/Matatu: Eine Support-Kultur, die zaghaft spürbar ist, müsste stärker gefördert werden. Projekte wie das Homestage Festival, die eine Plattform bieten und ein bunt gemischtes Publikum zusammenbringen.

Digitale Publishingmöglichkeit

Tools, die Musiker*innen den schnellen Zugang zu digitalen Publishingmöglichkeiten bieten. Heimischen  Künstler*innen Bühnen im Rundfunk bieten. Beispielsweise Interview-Formate im TV – und vor allem massive Unterstützung vom Österreichischen Radio.

Damit das AKM-Geld zu denen kommt, die hier ihre Zeit und Kraft in die heimische Kultur stecken. Also mehr österreichische Musik auf großen österreichischen Sendern.

 

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Corona-Home Musikvideo

SCHNAPPEN.AT: In welcher Form sind digitale Auftritte und virtuelle Bühnen für euch interessant?

Daniel Kovacs/Matatu: Wie die meisten, haben auch wir schon unser Corona-Home Musikvideo gemacht bei dem wir – wie auch live – unsere Zuseher*innen miteingebunden haben. So haben wir versucht die Matatu-Energie ins digitale zu übersetzen.

Videoclip: (c) Matatu

Live-Streams & Videokonzerte

SCHNAPPEN.AT: Habt ihr während der Coronavirus-Krise bereits Live-Streams oder Videokonzerte aufgenommen?

Daniel Kovacs/Matatu: Bei 11 Musiker*innen ist es dementsprechend 'tricky' alles zu koordinieren, technisch umzusetzen und die Power einer Fußballmannschaft-großen Band enstehen zu lassen. Deswegen treten wir, was das angeht derzeit ein bisschen leiser. 

 

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Probepause, Wertschätzung &  energiegeladene Zeit danach

2019MatatuFotoPrinzSCHNAPPENatSCHNAPPEN.AT: Seid ihr zurzeit besonders kreativ, sind neue Songs und Ideen entstanden?

Daniel Kovacs/Matatu: Jeder geht auf seine Art mit der Krise um. Wir haben derzeit Probepause – der kreative Austausch ist also reduziert.

Aber die Zeit wird für neue Songskizzen, Pläne und Organisation genutzt. Und die Vorfreude auf das gemeinsame Proben, geschweige denn Konzerte spielen wächst jeden Tag – umso energiegeladener wird die Zeit danach werden!

"Am Ende des Tages braucht man einander"

SCHNAPPEN.AT: Könnte es durch die Corona-Krise neue Chancen und neue Wege für Musiker geben?

Daniel Kovacs/Matatu: Ein direkterer Kontakt mit der Community ist sicherlich der größte Impact der zurückbleibt. Es braucht gar keine durchchoreografierte Show oder totgestylten Outfits – pixelnde Webcams, rauschender Sound und die Künstler*innen selbst – das reicht vollkommen, um eine Emotion entstehen zu lassen und die Energie der Musik spürbar zu machen.

Back to the Roots

Gleichzeitig zahlt das nicht die Miete. Es wird also hoffentlich einen Mittelweg aus diesem 'Back to the Roots'-Spirit und der Wertschätzung des Publikums geben.

Am Ende des Tages braucht man einander. Und das ist auch gut so.

 

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