Für Kulturbetriebe und Kulturschaffende, die von Auftritten und Veranstaltungen abhängig sind, bedeutet die Corona-Krise einen Ausfall von bis zu 100 Prozent und damit eine Existenzbedrohung. Eveline Lehner, Geschäftsführerin der Cselley-Mühle, dem Kultur- und Aktionszentrum in Oslip im Burgenland (Österreich) sieht im Gesetz zur Sicherung des Kunst- und Kulturlebens, wonach VeranstalterInnen bei Absagen anstelle der Rückerstattung des Ticketspreises Gutscheine ausstellen können, nur eine "Gut-/SCHEINLösung". Im Interview mit SCHNAPPEN.AT spricht Eveline Lehner Anfang Mai 2020 über
- die Covid-19-Maßnahmen: "Nicht gedacht, dass es so lange anhalten würde" - hier
- 100 Prozent Ausfall in der Gastronomie und 100 Prozent Umsatzeinbruch bei Events - hier
- das neue Gesetz, die Gut-/SCHEINLösung - hier
- die Erleichterung, die nur bekannte Festivals und Top-Acts trifft - hier
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"Nicht gedacht, dass es so lange anhalten würde"
SCHNAPPEN.AT: Mussten in der Cselley-Mühle aufgrund der COVID-19-Maßnahmen viele Veranstaltungen abgesagt werden?
Eveline Lehner: Es wurden vom 14. März bis Ende August ca. 25-30 Veranstaltungen abgesagt, nur wenige davon konnten verschoben werden.
Auch Gastro bleibt geschlossen
SCHNAPPEN.AT: Wird die Cselley-Mühle am 15.5.2020 wieder eröffnet?
Eveline Lehner: Leider öffnen wir am 15.5. nicht, da wir keine Veranstaltungen haben dürfen, nicht einmal DJ-Events sind erlaubt.
100 Prozent Ausfall in Oslip
SCHNAPPEN.AT: Ist die Situation existenzbedrohend?
Eveline Lehner: Es trifft uns schon ziemlich hart und rigoros. Wir haben in der Gastro 100 % Ausfall und bei den größeren Veranstaltungen auch 100 % Umsatzeinbruch.
Planungssicherheit angesagt
SCHNAPPEN.AT: Wie steht es mit dem Gesetz zur Sicherung des Kunst- und Kulturlebens, wonach VeranstalterInnen bei Absagen anstelle der Rückerstattung des Ticketspreises Gutscheine ausstellen können?
Eveline Lehner: Anstatt Wege zu finden, wie wir alle gemeinsam solidarisch durch die Krise finden – unabhängig ob großer Kulturbetrieb oder kleiner Kulturverein, ob wohlhabend oder am Existenzminimum lebendes Kulturpublikum – verschärft dieses Gesetz zur „Sicherung des Kunst- und Kulturlebens“ die Schieflage weiter.
Fixkosten laufen weiter
Eveline Lehner: Während die Veranstaltungswirtschaft bereits jetzt Zugang zu den diversen COVID-19 Unterstützungsfonds des Bundes hat und durch dieses Gutscheinmodell eine zusätzliche Entlastung erhält, um die Krise, die auch sie massiv trifft, zu überstehen, warten die tausend gemeinnützigen Kulturvereine bis heute vergeblich auf die angekündigten Finanzzuschüsse, um ihre Fixkosten weiterhin bestreiten zu können.
Erleichterung nur für bekannte Festivals & Top-Acts
SCHNAPPEN.AT: Aber wo liegt das Problem?
Eveline Lehner: Auf den ersten Blick soll die Gut-/SCHEINLÖSUNG die Liquiditätsprobleme der Kulturinitiativen lösen, doch die Abwicklung erfordert ein 'mehr' an bürokratischem Aufwand. In der Praxis wird es nur den bekannten Festivals und Top-Acts Erleichterung verschaffen.
SCHNAPPEN.AT: Wird sich die Kulturszene durch die Corona-Krise verändern?
Eveline Lehner: Die Kunstszene ist immer gefordert neue Ideen und neue kreative Formen zu finden. Die Cselley Mühle hat sich in fast 45 Jahren immer wieder gewandelt und neu erfinden müssen.
"Aus" für Kulturinitiativen
SCHNAPPEN.AT: Könnte es durch die Corona-Krise auch neue Chancen und positive Aspekte geben?
Eveline Lehner: Die kleinen Kulturinitiativen werden diese Krise nicht überleben. Es spricht sich so leicht, dass jede Krise auch eine Chance sein würde. Überleben muß man aber trotzdem!