Österreich Wein-Chef Chris Yorke über Wege & Trends beim Wein

Im Gespräch mit SCHNAPPEN.AT spricht der gebürtige Brite und Liebhaber des österreichischen Weinstils sowie Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing GmbH Chris Yorke über die neuen Wege und Trends beim Wein und wie der österreichische Wein durch die Krise gekommen ist. Mehr über

  • das Interview mit Chris Yorke 
    • die Österreichische Weinwirtschaft in der Krise - hier
    • den Weintourismus & die Gastro-Offenisive - hier
    • die steigende Nachfrage nach burgenländischen Weißwein - hier
    • den "Spritzer im Flascherl" & die Wein-Ideen- hier
  • weitere Interviews über die Auswirkungen und Chancen der Coronavirus-Krise - hier
  • Wein Burgenland & aktuelle Wein-Themen - hier

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Christ Yorke, der Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing GmbH über Trends beim Wein.

Fotos: Anna Stoecker - ÖWM

Redaktion: Wilhelm Böhm

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Die Krise, der Re-Start und die Gastro-Offensive

OesterreichWeinMarketingFotoAnnaStoecherOEWMSCHNAPPEN.AT: Wie ist die Österreichische Weinwirtschaft durch die Krise gekommen?

Chris Yorke: Besonders harttraf es uns in der Gastronomie. Sie bezog bis zu 40% weniger heimischen Wein im Großhandel und dies trotz eines guten Starts Anfang 2020 als die Gastronomie noch geöffnet war. Steigerungen verzeichnete österreichischer Wein im Lebensmitteleinzelhandel (+16 % Men- ge, +17 % Wert), wo er sogar einen Rekord-Umsatzanteil von 75 % erreichte. Den Einbruch in der Gastronomie konnten aber auch diese Zu- wächse nicht wettmachen.

Entgegen allen Erwartungen konnten hingegen Österreichs Weinexporte 2020 erneut zulegen: Die Menge stieg auf 67,4 Mio. Liter (+6,3 %), der Umsatz auf den neuen Höchstwert von 187,3 Mio. Euro (+2,4 %). Neben dem Hauptexportmarkt Deutschland zeigten auch die weiteren Kernmärkte Schweiz und Niederlande nach oben. Während die USA und Asien rückläufig waren, verzeichneten die Monopolmärkte Skandinavien und Kanada besonders hohe Zuwächse. Dies war indieser Art und Weise nicht zu erwarten.

 

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Weintourismus

SCHNAPPEN.AT: Und wie geht es jetzt nach der Öffnung weiter?

Chris Yorke: Die nächstenSchritte am Heimmarkt werden sich vor allem auf die Gastronomie und den Weintourismus beziehen. Im vergangenen Jahr haben wir punkto Wein Tourismus die größte jemals in Österreich umgesetzte Kampagne mit dem Titel "Auf zum Wein" umgesetzt. Diese war überaus erfolg- reich und wird auch in diesem Jahr fortgesetzt werden. Und nach einer immens dürftigen Wintersaison 2020/21 sollen ab November 2021 gezielte Maßnahmen, Kooperationen und Point-of-Sale-Aktivitäten für den kommenden Winter geplant und vorbereitet werden. Die Wintersaison ist auch für den Weinabsatz enorm wichtig.

Gastro-Offensive

SCHNAPPEN.AT: Wie gestaltet sich diese Gastro-Offensive?

Chris Yorke: Wie bereits erwähnt, ist einer der größten Verlierer der Pandemie die Gastronomie. Dies trifft auch den Weinabsatz mit voller Härte, wurden doch auf dem Heimmarkt in Zeiten vor der Covid-19- Pandemie mehr als 50 % aller Weine in der Gastronomie abgesetzt. Eine vielfältige Initiative der ÖWM soll in drei Phasen dieses Geschäft wieder ankurbeln.

Phase 1 in der über soziale Netzwerke die Vorfreude auf ein Glas Wein geweckt wurde, ist weitgehend abgeschlossen. Das Kernstück der Kampagne besteht aber in der zweiten Phase beruhend auf einer pull & pull Strategie aus zwei Aktionen: Zum einen richtet sich die ÖWM direkt an die Gastro- nomen und zeichnet die besten "Österreich glasweise"- Konzepte der heimischen Gastronomie aus. At- traktive Ideen für den glasweisen Konsum von heimischem Wein werden prämiert und sollen den Ausschank österreichischer Weine zu fördern.

Ergänzend soll die Aktion "Österreich Wein lädt ein" Konsumenten dazu anregen, heimischen Wein als perfekten Partner zu einem guten Essen in der Gastronomie zu genießen. Die ÖWM wird dafür im gesamten Monat Juli täglich zehn Restaurantrechnungen übernehmen, wenn ausschließlich österreichischer Wein konsumiert wurde.

SCHNAPPEN.AT: Und wie sieht die dritte Phase aus?

Chris Yorke: Sie soll die umfangreichste der gesamten Kampagne sein und steht im Zeichen von Ausbildung, Weintourismus und Wintersaison 2021, wobei wir die beiden letzten Punkte schon vorher angesprochen haben. Und bei der Fortbildung wird die ÖWM einer- seits die Ausbildung zum Jungsommelier oder Österreich-Sommelie – noch intensiver unterstützen. An- dererseits sollen eigene Tutorials für Gastronomen zur Erhöhung ihres Weinumsatzes entwickelt werden. Darüber hinaus möchte die ÖWM 2022 einen eigenen Austrian Sommelier Summit, also ein Gipfeltreffen der österreichischen Sommelier-Szene, abhalten.

 

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Nachfrage nach Burgenlandwein

WeinMarketingGeschaeftsfuehrerOesterreichChrisYorkeFoto(c)AnnaStoecherOEWMSCHNAPPEN.AT: In der Gastronomie steigt immer mehr die Nachfrage nach burgenländischem Weißwein. Wieso?

Chris Yorke: Mit der Schaffung von Leithaberg DAC wurde erstmalig eine spezifische burgenländische Herkunft mit Weißwein definiert. Dies war ein klares Bekenntnis des Gebietes zu diesem wunderbar mineralischen und finessenreichen Weißweinstil, der perfekt in die Pannonische Küche passt. Ich glaube aber auch, dass es in punkto burgenländischer Weißwein in der Gastronomie weiter Potential nach oben gibt, zumal dieser qualitativ besser und gefragter denn je ist. Die Rebsorte Welschriesling kommt mir hier in den Sinn und die ist immerhin die zweitmeist angebaute Weißweinsorte des Burgenlandes.

 

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"Man reiche mir den Spritzwein"

SCHNAPPEN.AT: Ein Sieger der Pandemie ist der Spritzer im Flascherl. Muss man Ex-Bürgermeister Michael Häupl für seinen Spruch - man reiche mir den Spritzwein - dankbar sein?

Chris Yorke: Der "Spritzer im Flascherl" zeigt klar wie innovativ die heimische Weinbranche ist. Dies ist ein Trend der auch in der Zukunft neue Absatzchancen bietet. Michael Häupl ist eine große Persönlichkeit mit vielen Verdiensten für die heimische Weinwirtschaft. Daher wurde er auch mit dem Bacchus-Preis – der höchsten Auszeichnung der österreichischen Weinwirtschaft - geehrt.

Wein-Idee & Trendpotential

SCHNAPPEN.AT: Man kann also mit einer guten Wein-Idee rasch einen Trend auslösen, auf den auch die Jugend aufspringt. Wo sehen Sie noch ähnliches Trendpotential in Sachen Wein?

Chris Yorke: Dies ist eine spannende Frage. In punkto Rosé haben wir mit Sicherheit noch viel Potential. Zudem sehe ich im Weintourismus eine immens große Chance. Das Reiseverhalten hat sich durch die Pandemie komplett verändert, das Heimatbewusstsein ist nun sehr stark ausgeprägt.

Auch nach der Pandemie werden wir hier nicht gleich wieder in die gleichen Muster wie davor zurückfallen. Wenn es den heimischen Winzerinnen und Winzern gelingt, hier unverwechselbare Erlebnisse für die Gäste zu schaffen, kann sich dies zu einem ganz wichtigen Absatzkanal für zahlreiche Betriebe entwickeln. Von Seiten der ÖWM setzen wir hier mit unserer Kampagne "Auf zum Wein" ganz klar auf Weintourismus.

 

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